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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 205

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 205 — Italiener begeisterte. Neben der Malerei war es die Kupferstechkunst, die sich einer besonderen Bevorzugung erfreute. Personen aller Stände ließen gern ihr Konterfei in Kupfer graben; es war üblich, die Leichenpredigten drucken und mit dem Bildnisse des Verstorbenen zieren zu lassen. Dieser löblichen Sitte haben wir es vornehmlich zu danken, daß uns die Bildnisse vieler verdienten Personen jener Zeit erhalten sind. Für die Kunstschätze des griechischen und römischen Altertums zeigte der Kurfürst Neigung und Verständnis. In seinen cleve-sehen Ländern ließ er Ausgrabungen veranstalten und bereicherte mit dem Gewinn derselben oder mit Ankäufen sein Antikenkabinett. Für die Kunstkammer im Schlosse machte er nicht unbeträchtliche Ausgaben. Ein holländischer Major, Christian Pollmann in Batavia, stand förmlich in seinen Diensten und sammelte für die Kunstkammer allerhand ostindische Raritäten und Naturalien, und unter ihnen besonders Muscheln, aber auch Waffen. Wir hören von ansehnlichen Sendungen Pollmanns aus den Jahren 1671 bis 1676. Bei dem letzten Transport von 1676 gratuliert der wackere Holländer dem Kurfürsten wegen des Sieges bei Fehrbellin. In einem eigenhändigen Schreiben ans dem Lager vor Stettin dankt dieser, und 1678 läßt er für Pollmann eine Kiste guten Rheinweins abgehen, die leider zu spät in Batavia eintraf, denn der Major war mittlerweile gestorben. Auch Bildhauer beschäftigte bereits Friedrich Wilhelm. Einer derselben, Kaspar Günther, verfertigte für ihn zwölf Brustbilder römischer Kaiser in Lebensgröße und verschiedene Kamine, Gottfried Leygebe, der Eisenschneider, eine als Kunstwerk hoch geschätzte, zwölf Zoll hohe Statue, die den Kurfürsten als Bellerophon darstellt, der die Chimära bezwingt*). Von ihm ist auch ein in Erz getriebenes Medaillon des Kurfürsten in Lebensgröße. Stempel- und Siegelschneider und Verfertiger von Medaillen fanden in der Hauptstadt und durch Aufträge vom Hofe lohnende Beschäftigung. Von seinem Vater überkam Friedrich Wilhelm eine Hofkapelle. Er selbst liebte die Musik zu sehr, als daß er, trotz der bedeutenden Kosten, es über das Herz hätte bringen können, die Kapelle abzuschaffen. Ihre Kunst wurde auch für den Gottesdienst im Dom in Anspruch genommen, für diesen auch ein Gesangchor, zumeist aus Knaben bestehend, eingerichtet. Es kamen Zeiten, in denen der Kursürst nicht im Stande war, die Dienste der Kapelle zu bezahlen. Statt des baren Geldes erhielten ihre Mitglieder dann nur die schriftliche Anerkennung, daß man ihnen so und so viel schuldig sei, gleichsam als eine Vertröstung auf bessere Tage. Eine solche hals natürlich nicht ans der Verlegenheit, und die Klagen der armen Musici über ihre Not sind zahlreich und rührend. Ihr Dienst war auch sonst kein angenehmer, da sie den Kurfürsten öfter auf seinen Reisen nach Preußen und Cleve begleiten mußten. *) Bellerophon, ein griechischer Heros; Chimära, ein fenerspeiendes Ungetüm der griechischen Mythologie, vorn Löwe, in der Mitte Ziege, hinten Drache.
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