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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 208

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
r — 208 — devolle Erscheinung flößte Achtung und Ehrerbietung ein. Er zeigte sich meistens ruhig und besonnen; nur Ungerechtigkeiten oder Nichtbeachtung seiner Besehle vermochten ihn in Auswallung zu bringen. War er dabei zu weit gegangen, so suchte er den Fehler bei erster Gelegenheit wieder gut zu machen. Sein Blick war fest und scharf. Nach damaliger Sitte trug er das ins Dunkle fallende Haar in langen Locken und in den letzten Jahren bei feierlichen Gelegenheiten eine Allongeperücke. Die dunkelblauen Augen, die Adlernase, so wie ein kleiner Schnurrbart gaben dem Antlitz einen Ausdruck von Entschlossenheit und Kühnheit. Er liebte Heiterkeit und Frohsinn; an seiner Tafel wechselten harmlose Scherze mit witzigen und geistreichen Bemerkungen. Geschichte war seine Lieblingswissenschast; die Kriegskunde und Mathematik bildeten den Gegenstand seines eifrigen Studiums. Cäsars Feldzüge erfüllten ihn mit Bewunderung; er schätzte aber auch den Dichter Virgil und nannte ihn den göttlichen. Von ganzem Herzen war er der reformierten Kirche zugethan. In erneut Zeitalter, wo man überall Unduldsamkeit in kirchlichen Dingen antraf, gab er das edle Beispiel wirklicher Toleranz, und niemals hat er es unternommen, eine der andern Konfessionen zu bedrücken. Täglich hielt er kniend im Schlafgemache sein Morgen-und Abendgebet. Sonntags hörte er in der Kirche die Predigt, und oft nahm er teil am heiligen Abendmahle. Im Familienkreise unterhielt er sich gern über religiöse Gegenstände, namentlich mit seiner ersten Gemahlin Luise. _ Das neue Testament und die Psalmen begleiteten ihn aus allen seinen Kriegsfahrten. Die wahre Frömmigkeit war in ihm so groß, daß, als im Jahre 1649 die durch den Tod Wladislaws erledigte Krone Polens ihm unter der Bedingung angeboten wurde, die katholische Religion anzunehmen, er erwiderte: „Mit solch einer Bedingung möchte ich nicht römischer Kaiser werden. Gottes Güte hat mir bereits Jo schöne Länder gegeben, daß ich mich wohl begnügen kann, also keine Ursache finde, nach mehreren: aus solche Art zu streben. Eben darum werde ich nimmer in eine Religionsverän-derung willigen, weil ja die Polen nicht viel von mir halten würden, wenn ich beschuldigt werden könnte, selbst Gott keinen Glauben gehalten zu haben". Besonders tief kränkten ihn Unduldsamkeit und Religionsverfolgungen. Mit unermüdlicher Sorgfalt und großen Opfern nahm er sich der in Schlesien verfolgten Reformierten an, und als einst des Grafen Schafsgotsch harte und ungerechte Bedrückungen derselben zu seinen Ohren kamen, mußte sein Gesandter in Wien sehr ernste Vorstellungen machen. Die Art, mit der er den um seinen Schutz flehenden Waldensern Beistand gewährte und die durch Aufhebung des Edikts von Nantes aus Frankreich vertriebenen Hugenotten aufnahm, gehört zu den schönsten Zügen seiner Regierung. Winter und Sommer stand er morgens vor sechs Uhr auf. Ein mit goldenen oder silbernen Knöpfen besetzter Sammetrock, der bis an die Knie reichte, und Beinkleider von demselben Stosse oder von Tuch, so wie kurze spanische Stiesel mit großen Sporen, gestickte
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