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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 244

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 244 — sie dem Kurprinzen Friedrich vermählt, welcher seine erste Gemahlin, Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel, mit der er in glücklichster Ehe gelebt, ein Jahr vorher durch den Tod verloren hatte. Sophie Charlotte glänzte ebenso durch körperliche Schönheit, wie durch herrliche Geistesgaben. Lebhaft blickten ihre blauen Augen; das schwarze, natürlich gekräuselte Haar stimmte vorzüglich zu der reinen, hellen Farbe des Antlitzes. Würdevoll war ihr Anstand, anmutig und alle Welt bezaubernd ihr Wesen. Eine sorgfältige Erziehung hatte die glückliche Veranlagung ihres Geistes und Gemütes zur schönsten Blüte entfaltet. Sie verstand und sprach das Französische wie ihre Muttersprache, kannte und liebte die italienische Sprache und deren Litteratur, interessierte sich für Naturwissenschaften, war eine Freundin der Musik, aber auch von klarem Verständnis sür die schwierigen Probleme der Philosophie. Ohne Wissenschaft und Kunst erschien ihr das Dasein leer und öde. Wenn ihr Gemahl Pracht und Glanz des Hofhaltes liebte und ihr für Schönheit empfänglicher Sinn selbst zeitweise Wohlgefallen daran fand, so zog sie sich doch, wenn eine lange Reihe glänzender Feste sie ermüdet hatte, gern in das einsame und abgelegene Lützenburg (Charlottenburg), ein Geschenk Friedrichs, zurück. Hier suhlte sie sich frei von den strengen Formen der Etikette und konnte ihren wissenschaftlichen Neigungen, der Musik und der Natur leben; hier sammelte sie eine Schar von Künstlern und Gelehrten um sich. In geistreicher Unterhaltung mit bedeutenden Männern vergingen dann die Tage. Die Kurfürstin las, studierte und musizierte, oder ließ sich von Künstlern und Baumeistern, die für ihre Entwürfe ihre Protektion gewinnen wollten, Vortrag halten. Manche Schöpfung der Baukunst, die nachher Friedrichs Residenz schmückte, hat ihren Ursprung und ihre erste Förderung am Hofe in Lützenburg gefunden. Heitere Feste und Zerstreuungen mancherlei Art, wie sie die Jahreszeit begünstigte, unterbrachen den Ernst der Stunden. Ursprünglich war Lützenburg ein unscheinbares Landhaus. Bald aber dehnte sich um das Haus ein großartig angelegter Park; das einfache Gebäude wurde durch die Baumeister Schlüter und Eosander von Göthe zu einem prächtigen Schlosse umgeschaffen. Kostbare Tapeten und Möbel und allerlei Zierat aus edlem Metall oder dem teuren Porzellan, wie man ihn damals liebte, schmückten die Zimmer, Bildsäulen und Marmorvasen, seltene Blumen und südliche Gewächse, Orangen- und Lorbeerbäume den herrlichen Garten. In den Laubengängen lustwandelten die Kavaliere neben den schönen Damen des Hofes, und die Gespräche sprudelten von Witz und geistreichen Einfällen. Eines der in Lützenburg gefeierten Feste (im Juli 1700) zeigte eine lustige Maskerade. Die Bühne des Theatersaales war zu einem Jahrmarkte hergerichtet. In den Buden gab es allerlei schöne Dinge, wie man sie bei solcher Gelegenheit sucht, zu essen, zu trinken und — zu naschen. Hier rief jemand saftige Würstchen aus, dort pries ein anderer seine Limonade. Vor den Buden drängte sich das bunte Volk der Marktleute, Bürger mit ihren Frauen und Töchtern, junge Stutzer, Bauern
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