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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 245

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 245 — und Bäuerinnen, alle in kleidsamen Trachten. Prinzen und Putv zessinnen, Kavaliere und Hofdamen machten die Verkäufer. Die Kurfürstin hielt ein Universalmittel fett, das gegen mancherlei Leibesübel helfen sollte. Der Kurprinz Friedrich Wilhelm ahmte einem Taschenspieler nach; der „Hokuspokus" ging ihm vortrefflich von der Hand. Ein Quacksalber trat mit dem üblichen Gefolge von Marktschreiern und Harlekins aus und verwickelte sich in einen Zank mit einem Arzte. Ein Zahnreißer zog einer Dame einen armlangen Zahn aus. Es wurde getanzt und gesungen. Aus einer Loge sah der Kurfürst dem Scherze zu. Dann ging auch er auf die Bühne und mischte sich unter die Marktleute. Das muntere Treiben währte bis gegen den Morgen?) Unter den Gelehrten ihrer Zeit schätzte Sophie Charlotte vor allen den berühmten Philosophen Leibnitz. 1646 in Leipzig geboren, hatte dieser Philosophie, Mathematik und die Rechtswissenschaft studiert. Durch feine Schriften gewann er einen auszeichneten Ruf; man bewunderte die Vielseitigkeit seines Wissens, seinen Scharfsinn im Denken und die Klarheit und Bestimmtheit feines Ausdrucks. Reisen nach Frankreich, Italien und England brachten ihn mit den meisten berühmten Männern seiner Zeit in Verbindung. Überall war sein Name hoch gefeiert; auch bei der Nachwelt wird er stets als eiuer der bedeutendsten Gelehrten, die je gelebt haben, gelten. Frankreich hatte durch seine Pariser Akademie einen bedeutenden Ruf und den^ mächtigsten Einstuß in der gelehrten Welt erlangt. In Wissenschaft und Kunst nahm es die erste Stelle ein, ein Umstand, welcher den Glanz der Regierung Ludwigs Xiv. nicht wenig erhöhte. Leibnitz benutzte seine Verbindungen in Wien, Berlin und St. Petersburg, dort für die Stiftung ähnlicher Akademieen, deren Segen für die Wissenschaft unbestreitbar war, zu wirken. Es sollte eine solche Akademie aus einer Gesellschaft gelehrter Männer bestehen, die alle Zweige und Fächer der Wissenschaft vertraten, häufig zu gemeinsamer Arbeit zusammenkamen, die Resultate ihrer gelehrten Forschungen der Welt mitteilten, durch Preisausgaben zum fleißigen Studium anregten und jungen Männern die Gelegenheit und die Mittel zu wissenschaftlichen und Kunstreistu darboten. Ohne Unterstützung der Regierungen war dieser Plan. nicht auszuführen, und Leibnitz _ setzte alles daran, diese zu gewinnen. Zuerst gelang ihm solches in Berlin, wo seine hohe Gönnerin und Verehrerin seinen Jdeeen Sympathie und volles Verständnis entgegenbrachte und auch bei dem Gemahle Teilname für dieselben zu erwecken verstand. Berlin zu einem Mittelpunkte deutscher Kunst und Wissenschaft gestalten 3u können, wie Ludwig Xiv. durch die Akademie Paris zu einem leuchtenden Centrum aller gelehrten Bestrebungen nicht nur Frankreichs, sondern der ganzen gebildeten Welt gemacht hatte, wurde bald ein Lieblingsgedanke Friedrichs. Beim Ausgange des Jahrhunderts war er bereits fest entschlossen, in Berlin eine Societät oder Akademie der Wissenschaften zu gründen, und hatte die Vorschläge, *) Nach einer Schilderung von Leibnitz.
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