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1. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 6

1883 - Berlin : Oehmigke
— 6 — „Tempel," sagt Thietmar von Merseburg, „waren so viel als Regionen. Seine besondere Bewunderung erregte aber derjenige zu Rethra. „Es liegt im Gau der Redarier eine Stadt, mit Namen Rethra, von dreieckiger Gestalt, mit drei Thoren versehen, welche von allen Seiten ein großer, von den Eingeborenen heilig gehaltener Hain um giebt. Zwei dieser Thore stehen einem jeden frei, der in die Stadt will; das dritte, im Osten gelegene, kleinste, weist hin auf einen Pfad am Meer und gewährt einen gar furchtbaren Anblick. An diesem Thore steht nichts, als ein aus Holz gebautes Heiligtum, dessen Dach auf den Hörnern , verschiedener Tiere ruht, die es als Grundlagen emporhalten, Tie Außenseiten dieses Heiligtums sind mit verschiedenen Bildern von Göttern und Göttinnen verziert, die, soviel man sehen kann, mit bewundernswerter Kunst in das Holz eingemeißelt sind; inwendig aber stehen von Menschenhänden gemachte Standbilder von Götzen, mit ihren Namen am Fußgestelle, furchtbar anzuschauen; denn sie stehen da in voller Rüstung, mit Helm und Harnisch angethan. Der vornehmste derselben heißt Zunrasiei und wird von allen Heiden vornehmlich angebetet. Hier finden sich auch ihre Feldzeichen, welche nur im Falle des Bedürfnisses, wenn es zum Kampfe geht, von hier fortgenommen und dann von Fußkämpfern getragen werden. Um das alles sorgfältig zu hüten, sind von den Eingebornen besondere Priester angestellt, welche, wenn die Leute zusammenkommen, um den Bildern zu opfern und ihren Zorn zu sühnen, allein sitzen bleiben, während die andern stehen. Indem sie dann heimlich unter einander murmeln, graben sie voll Eisers in die Erde hinein, um mittelst geworfener Lose nach Gewißheit über zweifelhafte Dinge zu forschen. Darauf bedecken sie die Lose mit grünem Rasen und führen ein Roß mit demütigem Fragen Über die Spitzen zweier, sich durchfteuzeuder, in die Erde gesteckter Speere weg und suchen, nachdem sie vorher eine Losung angestellt haben, nach Vorbedeutungen über die Zukunft."'') *) Thietmar von Merseburg, Laurent, (Geschichtschr. d. deutsch. Borzeit.) S. 194—95.
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