1883 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Schillmann, Richard
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Brandenburg
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und in der Folge auch rechtfertigten, den Sachsen Hermann Billung und den Grafen Gero. Besonders der letztere ist für unsere Gegenden durch beit unaufhörlichen Kampf gegen das Wendentum von großer Bedeutung geworden. Fast das ganze Leben hat er das Schwert nicht aus der Hand gelegt; er war ebenso „ bewährt in den Geschäften des Friedens wie des Krieges, gewandt in der Rede, aber wenig bedenklich in der Wahl feiner Mittel und gern geneigt, mit rascher That die Dinge zur Entscheidung zu bringen." Seine Mark, die er freilich erst in sicheren Besitz bringen sollte, umfaßte die Gebiete von der Mittelelbe bis zur Oder. In dem Kriege, welchen religiöser und nationaler Haß entzünbete und schürte, schien jebe Waffe erlaubt, offener Kampf, aber auch Hinterlist und Morb; grausam blutige Thaten geschahen hüben und drüben. Einst hatten die Wenben sich verschworen, den Markgrafen zu töten, der aber kam bet Ausführung des Planes mit rascher Blutthat zuvor. Er litb breißig ihrer Häuptlinge zu einem Gelage ein; trank ihnen tapfer zu und ließ sie nieber-hauen, als der Wein ihnen den Verstand und den Arm gelähmt hatte. Freilich, solche Mittel waren nicht geeignet, das Wendenland zu beruhigen; vielmehr entzündete diese Mordthat das tapfere Volk zu einem allgemeinen Aufstande; von der Elbe bis zur Oder flammte er auf. Allein es gehört zu den verhängnisvollen Eigentümlichkeiten slavischer Nationalität, daß Uneinigkeit die Stämme an gemeinsamem energischen Handeln hindert und daß Verräter ei dem Laude die Psorten öffnet. So geschah es auch jetzt. Wahrscheinlich in der Schlacht bei Lenzen war ein utenbischer Häuptling in König Heinrichs Hiinbe gefallen, am Leben geschont und für die Zukunft vorbehalten worben. Der Umstanb, daß er in einem Kloster starb, läßt vermuten, daß er das Christentum angenommen hat. Sein Name war Tugunir, er stammte aus dem branbenbitrgischen Fürstengefchlecht und galt als der zunächst berechtigte Erbe des Havellanbes. Er ließ sich nun bereit finben, das Laub den Deutschen verräterischer Weise in die Hänbe zu spielen. Als sei er den Deutschen entschlüpft, erschien er vor der Breunaburg