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1. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 66

1883 - Berlin : Oehmigke
— 66 — 3. Das Unglück von Rathenow. Daß die Mauern der Städte doch nicht immer vor den Grausamkeiten der Feinde schützten, dafür lieferte Rathenow einen traurigen Beweis, welches auf folgende Weise in die Hände des Erzbischofs von Magdeburg fiel und folgende Behandlung erlitt. Als derselbe nämlich merkte, daß die Stadt durch die Nachlässigkeit der Wächter schlecht bewacht werde, gewann er einen Verräter in derselben, zog zur Nachtzeit herbei, überrumpelte sie und nahm sie ein. Darauf befahl er allen Einwohnern, ihm Treue zu fchwöreu. Nachdem das geschehen war, glaubten die Bürger sicher zu sein, holten ihre versteckte Habe wieder hervor und gingen an ihre Arbeit. Als nun der Erzbischof einst abwesend war, aber zurückerwartet wurde, befahl der Fürst von Anhalt, welcher in der Stadt den Oberbefehl hatte, es sollten alle Einwohner demselben bewaffnet entgegenziehen, um thu vor den Überfällen der Märker zu schützen. Das war aber nichts weiter, als schnöde Hinterlist, denn man wollte nur die kriegstüchtigen Männer aus der Stadt entfernen, um diese ungehindert plündern zu können. Sobald jene außerhalb der Thore waren, wurden diese geschlossen. Als die Männer sich nun von der Stadt entfernt hatten, jagte man die Frauen und Kinder auch hinaus und befahl ihnen, schnell hinwegzuziehen. Da hörte man, wie ein Geschichtsschreiber, der das erlebte, erzählt, „ein jämmerlich Seufzen, Schreien, Winseln und Wehklagen der armen Leute. Denn Bejahrte, Kranke, Mütter sind mit ihren elenden, nackenden Kindern im harten, kalten Winter so erfroren, daß viele von ihnen auf dem Wege liegen blieben. Da ist keinem Hungrigen ein Bislein Brot, keinem Durstigen ein Truuk Wassers, keinem Kranken eine Erquickung gegeben, dem Müden keine Ruhe gelassen worden. Da ist ein Teil mit Tode verblichen; wenige nur entkamen zu ihren Freunden in der Nachbarschaft, um dort Trost und Hülfe zu suchen/' Nachdem so die Einwohner ans der Stadt getrieben waren, begannen die Feinde, die Häuser auszuplündern. Über hundert
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