1916 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Freundgen, Josef, Hartmann, Moritz, Kreutzer, Johannes, Dahmen, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Lyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Lyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
124 20. Die Bedeutung der Stdteordnung fr das Emporblhen der Städte.
genau; Zimmermann wurde nach seiner Audienz von dem gleichzeitig empfangenen Generalstabsarzt Schmucker darauf aufmerksam gemacht, da er unerhrterweise vor Seiner Majestt gestikuliert habe. Friedrich liebte es, sagt der Akademiker Thiebault, bei diesen Unterredungen den König anscheinend zu vergessen, allerdings immer mit dem geheimen Vorbehalt, da der ihm Gegenberstehende den König nicht der-gessen werde. Als 1781 in Schmiedeberg die schleichen Kaufleute seine Vorschlge zur Hebung ihres Leinenhandels als undurchfhrbar bezeichneten, erwiderte er: 9tu, nu, es sind nur so Ideen, die ich habe, Sie mssen das freilich besser der-stehen, ich komme zu Ihnen in die Schule." Auf ihre Bitte um Verbesserung der Landstraen antwortete er lchelnd: Ich werde Ihre Befehle respektieren, ich bin darum da."
Fremde wie Laveaux fanden, da in Preußen das Volk in gewisser Beziehung sich grerer Freiheit erfreue, als in andern, an sich minder despotisch regierten Staaten, wo man gleichwohl die Minister, die Sekretre, die Kammerdiener usw. zu frchten habe; in Berlin frchte das Volk nur den König, und so bestehe zwischen allen Ein-wohnem von Berlin eine brgerliche Gleichheit, die den gesellschaftlichen Verkehr hier sehr angenehm mache; ohne den anmalichen Dnkel des Beamtentums suche der Minister sein Ansehen vielmehr durch Verbindlichkeit und Leutseligkeit zu er-hhen. Der Minister wisse im Grunde nur zu gut, wie wenig er eigentlich gelte.
Wir drfen hinzusetzen, da die Minister, ja die Beamten insgemein dies nicht blo wuten, sondern auch peinlich empfanden.
20. Die Bedeutung der Stdteordnung fr das Emporblhen
der Städte.
Von E. Petersilie (Entstehung und Bedeutung der Preuischen Stdteordnung". Leipzig 1908, Drrsche Buchhandlung).
Hundert Jahre sind nunmehr (19. Nov. 1908) seit dem Erla der Stdteordnung verflossen. In dieser langen Zeit haben die Städte zeigen knnen, ob sie vermochten, das ihnen einst geschenkte Vertrauen zu rechtfertigen. Sie haben es gerechtfertigt. Freilich einen oft mhsamen Weg haben sie zurcklegen mssen, ehe sie die Hhe erreichen konnten, auf der sie heute stehen. Wegesanfang und heutigen Standpunkt wollen wir mit zwei Beispielen bezeichnen. Ms erstes eine Beschreibung unsrer Reichshauptstadt Berlin aus dem Jahre 1808; sie mag uns ein Bild von dem Zustande geben, in dem sich die Städte befanden, als der Selbstverwaltung ihr Wohl und ihre Frderung anvertraut wurde. Die Schilderung stammt ans der Feder eines hhern Beamten der damaligen Zeit; es wird uns fast schwer, an ihre Unparteilichkeit zu glauben, wenn wir lesen:
Dem Reisenden, der durch den mrkischen Sand nach der Stadt herangezogen ist, kommt nahe an der Barriere ein pestilenzialischer Geruch entgegen, denn die Berliner laden allen ihren Unrat nahe vor den Toren ab. Hat man im Tore die unleidliche Revision der Akzisebeamten berstanden und dem wachthabenden Offizier