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1. Erzählungen aus der Geschichte der neueren Zeit - S. 15

1887 - Dresden : Höckner
— 15 — au der Seite, die rechte Hand auf des Schwertes Knopf, mit der andern das Heft umfassend. . . . Seine Augen waren schwarz und tief, blitzend und funkelnd wie ein Stern, so daß sie nicht wohl mochten angesehen werden. ..." Zu ihrem Erstaunen forderte der Reiter die beiden Studenten auf bei Philipp Melanchthon Griechisch und Hebräisch zu lernen, und las selbst in einem hebräischen Psalter. Eine heimliche Mitteilung des Wirtes verriet ihnen, wer der Reitersmann sei, aber sie wollten es nicht glauben. „Während alledem kamen zwei von den Kaufleuten, die allda auch über Nacht bleiben wollten, und nachdem sie sich entspornt, legte einer neben sich ein uneingebundenes Buch. Da fragte Martinus, was das für ein Buch wäre; er sprach: „Es ist Doktor Luthers Auslegung etlicher Evangelien und Episteln, erst neu gedruckt und ausgegangen; habt ihr die nie gesehen?" Sprach Martinus: „Sie werden mir auch bald zukommen." Da sprach der Wirt: „Liebe Gesellen, setzt euch zu den Herren an den Tisch, ich will euch geziemend halten." Da das Martinus hörte, sprach er: ,,Kommt herzu, ich will die Zehrung mit dem Wirt schon abmachen." Unter dem Essen sprach Martinus viel gottselige, freundliche Reden, daß die Kaufleute und wir vor ihm verstummten und mehr auf feine Worte, als auf alle Speisen achteten. Unter diesen beklagte er sich mit einem Seufzer, wie gerade jetzt die Fürsten und Herren auf dem Reichstage zu Nürnberg wegen Gottes Wort, diesen schwebenden Händeln und der Beschwerung deutscher Nation versammelt wären, aber zu nichts mehr geneigt wären, als die kurze Zeit mit kostbarem Turnier und Schlittenfahrt zu verbringen, da doch Gottesfurcht und ernstliche Bitte zu Gott besser dazu helfen würde.... Darnach sagten die Kaufleute auch ihre gute Meinung, und sprach der ältere: „Ich bin ein einfältiger, schlichter Laie, versteh mich auf die Händel nicht besonders, das sprech' ich aber: wie mir die Sach' erscheint, muß der Luther entweder ein Engel vom Himmel oder eilt Teufel aus der Hölle fein. Ich habe Lust noch zehn Gulden ihm zu Liebe aufzuwenden, damit ich ihm beichten kann, denn ich glaube, er würde und könnte mein Gewissen wohl unterrichten." Indem kam der Wirt neben uns und sprach heimlich: „Habt nicht Sorge um die Zehrung, Martinus hat das Nachtmahl für euch berichtigt." Das freute uns sehr, nicht wegen des Geldes und Genusses, sondern daß uns dieser Mann gastfrei gehalten hatte. . . . Und nach solchen Gesprächen nahm er ein hoch Bierglas und sprach nach des Landes Brauch: „Schweizer, trinken wir noch einen freundlichen Trunk zum Segen!" Und wie ich das Glas von ihm empfangen wollte, wechselte er das Glas, bot dafür ein Glas mit Wein und sprach: „Das Bier
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