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1. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 195

1887 - Hannover : Meyer
88. Albrecht I. Die Schweizer Eidgenossenschaft (Schluß). 195 00 geharnischte Ritter; Vor allen glänzte Leopold selbst in der Blüte seiner Kraft und Schönheit, erfüllt von Mut und Schlachtendurst. Seines Sieges war er so gewiß, daß er mehrere Wagen mit Stricken dem Heere nachführen ließ. Bei Sempach im Kanton Luzern stellten sich ihm, nur 1300 Mann stark, die Eidgenossen entgegen. Ihre Bewaffnung war mangelhaft; sie trugen breite Schwerter Keulen und Hellebarden; aber kein Harnisch deckte die Brust, nur hölzerne Schilde ienten ihnen znm Schutze. Vor der Schlacht knieten sie andächtig zum Gebet nieder, worüber die Feinde spotteten. Da die Schweizer alle zu Fuß waren, schämten sich die Ritter des ungleichen Kampfes und übergaben ihre Rosse den Troßknechten. Dann hieben sie, um bequemer aufzutreten, die damals von den Vornehmen getragenen langen Schnäbel von den Stiefeln und traten dicht zusammen, so daß sie mit ihren Harnischen eine eherne Mauer bildete«, aus welcher die laugen Speere wie Stacheln hervorragten. Herzhaft griffen die Eidgenossen an; aber sie vermochten die eiserne Mauer und die starrenden Speerreihen nicht zu durchbrechen. Bald bluteten ihrer sechzig am Boden, und Leopold ließ seine Linie in Form eines Halbmondes vorrücken, um das Häuslein der Schweizer zu umschließen. Das war für die Eidgenossen ein Augenblick der höchsten Gefahr. Da — so erzählt die Sage — rief Arnold von Winkelried, ein Bauer aus Unterwalden: „Liebe, treue Eidgenossen, ich will euch eine Gasse machen; sorgt für mein Weib und meine Kinder!" Hierauf springt er gegen die feindlichen Speere, umfaßt deren mit starken Armen so viele, als er erreichen kann, drückt sie gegen feilte Brust und reißt sie im Falle mit sich zu Boden. Starr vor Staunen sehen's feine Landsleute; aber da gilt es, nicht m zaudern. Mit widern Geschrei stürzen sie über den Sterbenden hinweg/neben ihm hin, hinein in die Lücke. Hei, wie schmettern da die Morgensterne gegen die Helme und Küraffe der Ritter! Nichts helfen jetzt die langen Spieße und schweren Rüstungen; mit Blut färben sich die funkelnden Panzer; Grafen und Herren sinken unter den krachenden Hieben der Hirten. Viele Ritter ersticken auch inmitten des Kampfgewühls in ihren Rüstungen; denn es war ein schwüler Tag zur Zeit der Ernte. „Rette Österreich, rette!" ruft jetzt der österreichische Bannerträger und sinkt mit der blutigen Fahne unter den feindlichen Streichen zur Erde. Als Leopold sein Banner verloren sieht, stürzt er sich verzweifelnd in das dichteste Gedränge. "Ich will lieber ehrlich sterben, als unehrlich leben!" ruft er denen zu, die ihn abmahnen. Tapfer kämpfend, findet er den gefuchten Tod. Entsetzt wenden sich die Ritter zur Flucht. „Die Rosse her, die Rosse her!" rufen sie; aber schon jagen die ^-roßknechte angstvoll auf den Pferden davon, nur eine dichte Staubwolke hinter sich lassend. So blieb den Herren nichts übrig, als zu Fuße zu entfliehen oder. wenn das in der schweren Rüstung nicht gelang, ihr Leben möglichst teuer zu verrufen. 650 Ritter und 2000 vom Fußvolk sielen, während die Schweizer nur 'Jo Mann verloren. Das war die Sempacher Schlacht. „Gott hat über den ^otz der adeligen Herren zu Gericht gesessen!" sagte man im Schweizerlande. Zwar hatten die Eidgenossen auch noch in der Folge heiße Kämpfe nm ihre Freiheit zu bestehen; aber sie gingen siegreich ans allen hervor. Auf dem Schlachtfelde von Sempach erhebt sich seit 1864 ein riesiger Granitblock mit der Inschrift: „Hier hat Winkelried den Seinen eine Gasse gemacht, 1386." 13*
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