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1. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 202

1887 - Hannover : Meyer
202 91. Die Jungfrau von Orleans. oberten eine englische Schanze nach der andern. Immer mehr hob sich der Mut der Franzosen; die Engländer aber empfanden ein Grauen vor der rätselhaften Jungfrau. Sie stehe mit dem Teufel im Bunde, meinten sie, und da war kein Halten mehr unter ihnen, wenn es hieß: „Die Jungfrau kommt!" Schon neun Tage nach Johannas Erscheinung mußte die Belagerung aufgehoben werden. Bon dieser ihrer ersten That erhielt Johanna den Namen „Jungfrau von Orleans". 4. Krönung Üea Dllu^hina. Nachdem Johanna ihr erstes Versprechen erfüllt hatte, schickte sie sich an, das zweite zu lösen. Sie begab sich zum Könige, kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dauphin, kommt jetzt und empfanget die heilige Salbung und Eure königliche Krone zu Reims!" Nun waren alle Städte auf dem Wege nach Reims in den Händen der Engländer und Burgunder^ dennoch unternahm Karl den Zug, und Johanna führte ihn glücklich durch alle Feinde hindurch. In Reims, wo seit Chlodwig alle französischen Könige die Krone empfangen hatten, schmückte auch Karl Vii. mit derselben sein Haupt. Während der Feierlichkeit stand Johanna mit dem Banner in der Hand an seiner Seite. Danach aber kniete sie vor ihm nieder und bat mit Thränen in den Augen: „O König, meine Sendung ist erfüllt; laßt mich nun wieder heimkehren in meine Heimat und ins Vaterhaus!" Allein um keinen Preis wollte der König die verlieren, welche ihm bisher so unschätzbare Dienste geleistet hatte; war doch der Feind noch mächtig im Lande und selbst Paris noch in seiner Gewalt. Auf sein Drängen blieb Johanna beim Heere; doch das war zu ihrem Unglück. 5. (S’ltöc (1431). Eine Weile ging noch alles gut; indes erlosch doch bei den Franzosen nach und nach die frühere Begeisterung, und die Feinde erholten sich von lähmender Furcht. Endlich wurde sogar bei einem Ausfalle aus einer Stadt die Jungfrau gefangengenommen. Die Burgunder, welche sie ergriffen, lieferten sie gegen ein hohes Lösegeld an die Engländer aus, und diese führten das unglückliche Mädchen triumphierend mit sich nach Rouen (spr. Ruang). Hier wurde sie in einen tiefen Kerker geworfen; denn man betrachtete sie nicht als Kriegsgefangene, sondern als eine Zauberin, die mit der Hölle im Bunde stehe. Ihre Aussage, daß Gott und die heilige Jungfrau ihr erschienen seien, galt als Gotteslästerung, und das geistliche Gericht, vor welches sie gestellt wurde, verdammte sie zum Feuertode. Dieses grausame und ungerechte Urteil wurde im Jahre 1431 'auf dem Marktplatze in Ronen an ihr vollzogen. Der leichtsinnige und undankbare König Karl hatte nicht das geringste versucht, um sie Zu retten. Mit ungewöhnlicher Fassung bestieg Johanna den Scheiterhaufen; wiederholt hörte man sie den Namen Jesus rufen, ehe sie den Geist aufgab. Ihre Asche wurde in die Seine geworfen, damit keine Spur von ihr zurückbliebe. Der Tod der Jungfrau führte indes das Waffenglück der Engländer nicht zurück. Die Burgunder versöhnten sich mit Karl Vii.; Paris öffnete ihm die Thore, und die Engländer mußten schließlich das Festland räumen. Die Jungfrau wurde 25 Jahre nach ihrer Verbrennung durch ein neueingesetztes Gericht für unschuldig erkürt. Auf den Marktplätzen zu Orleans und Rouen find ihr Bildsäulen errichtet, und ihre wunderbaren Thaten leben fort in den Liedern und Sagen ihres Volks.
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