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1. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 232

1887 - Hannover : Meyer
232 106. Bildersturm; Bauernkrieg; Unruhen in Münster. geben konnten. Dahin gehört bor allem der Bauernkrieg von 1525. Es ist wahr, das Los der Bauern, die damals nicht freie Männer, sondern Hörige der Edelleute und Klöster waren, war fast unerträglich. Sie mußten schwere Abgaben an ihre Herren entrichten, endlose Frondienste leisten und die härteste Behandlung ertragen. Während ihre geistlichen und weltlichen Herren schwelgten, führten sie in mühseliger Arbeit, in Armut und Schmutz ein jammervolles Dasein. Wie konnte es anders sein, als daß diese Halbsklaven von bitterem Hasse gegen ihre Herren er-füllt waren! Deshalb hatten sie auch schon öfter, aber immer vergebens, sich wider dieselben empört. Als nun Luther gegen die geistliche Tyrannei des Papstes und der Bischöse eiferte, meinten die unwissenden Bauern, sie dürsten sich auch gegen die Tyrannei ihrer Herren erheben und rotteten sich - zuerst in Schwaben, baun auch in Franken und Thüringen — zu offener Empörung zusammen. Ihre Beschwerden schrieben sie in zwölf Artikeln nieder und forderten auch Luther auf, zu erklären, ob sie nicht recht hätten. Luther sagte, sie hätten in vielen Stücken recht; aber darin hätten sie unrecht, daß sie Auf-rühr anstifteten. Zugleich ermahnte er die Fürsten, der armen Bauern Los zu bessern. Aber schon fielen die Bauern allenthalben über die Klöster und Schlösser her, plünderten, sengten und brannten und verübten die scheußlichsten Grausamkeiten. Zu Weinsberg fingen sie 70 Ritter; uni biefe bildeten sie einen Kreis und jagten sie in die vorgehaltenen Spieße, bis sie starben. Voll Zorns über solche Greuel forberte nun Luther die Fürsten selber auf, die Aufrührer totzuschlagen. „ Einer der Bauernhausen, der bei Frankenhausen (südlich vom Kyffhäuser) stanb, würde von einem gefährlichen Schwärmer, namens Thomas Münzer, geführt. Dieser lehrte, alle Fürsten und Herren müßten erschlagen und alle Güter geteilt werben. Als nun das Heer der Fürsten heranzog, entsank den Bauern boch der Mut. Da rief Münzer: »Seid nicht bange, ich werbe alle Kugeln mit meinem Rockärmel auffangen. Xtnb seht, ba erscheint ein Regenbogen am Himmel, basfelbe Zeichen, welches wir auf unfern Fahnen tragen; dadurch verheißt Gott uns den Sieg." Der Kamps begann, das Bauernheer wurde fast gänzlich vernichtet. Münzer verkroch sich auf einem Heuboden in Frankenhaufen, wnrde aber gefunden und hingerichtet. Bald war der Bauernaufruhr im ganzen Reiche niedergeschlagen. Betrübend ist die Grausamkeit, mit welcher, trotz aller Mahnungen Luthers, die meisten Fürsten gegen die Besiegten wüteten. Ein Markgraf ließ z. B. 59 Gefangenen die Augen aufstechen. Das Los der armen Bauern wurde hinfort noch schlimmer als vorher. 3. Unruhen der Wiedertäufer in Münster (1535). Zehn Jahre später spielten sich die greulichen Unruhen der Wiedertäufer zu Münster in Westfalen ab. Diese Wiedertäufer, so genannt, weil sie die Kindertaufe verwarfen, waren Schwärmer nach Art des Münzer. In Münster fanden sie einen so großen Anhang, daß es ihnen gelang, die Herrschaft in der Stadt an sich zu reißen. Nun plünderten sie die Kirchen und Klöster, zerschlugen die Bilder und verbrannten auf dem Marktplatze alle Bücher. Männer und Frauen rannten wie besessen durch die Straßen und schrieen: „Thut Buße und lasset euch von neuern taufen, daß
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