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1. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 233

1887 - Hannover : Meyer
107. Fortgang der Reformation. 233 der Zorn Gottes nicht über euch komme!" Alle, die sich nicht wiedertaufen lassen wollten, wurden mit Schlägen aus der Stadt getrieben. Das höchste Ansehen erwarb sich unter ihnen der Schneider Johann Bockhold aus Leiden, ein schöner und beredter Mann, der nun die Schwärmerei erst auf die höchste Spitze trieb. Er nannte sich „König des neuen Jerusalem", der berufen sei, von Münster aus den Erdkreis zu beherrschen. Dreimal in der 'Sboche thronte er auf dem Markte und hielt Gericht, und wenn er durch die Straßen ging, mußte sich alles vor ihm auf die Kniee werfen. Außer der Gütergemeinschaft führte er auch die Vielweiberei ein; er selbst brachte es bis auf 17 Frauen. Den früheren Bürgermeister Kuipperdolliug ernannte er zu feinem Scharfrichter und ließ es ihm an Arbeit nicht fehlen; denn wer sein Mißfallen erregte, der wurde geköpft. Als einst eine feiner Frauen seine Grausamkeit tadelte, schleppte er sie auf den Marktplatz und schlug ihr. selbst das Haupt ab. Hieraus mußten seine übrigen Weiber „Allein Gott in der Höh' sei Ehr" singen und mit ihm den blutigen Leichnam umtanzen. Ein andermal feierte er mit mehreren Tausenden ein Gastmahl. Plötzlich erhob sich Johann von Leiden, führte einen ihm ganz unbekannten Fremden von der Tafel hinweg und enthauptete ihn mit eigener Hand, mb ein er sagte, er habe kein hochzeitlich Kleib an. Hierauf schmauste er ruhig weiter. Die ganze Stadt war wie ein schauerliches Tollhaus. Enblich kam das Ende mit Schrecken. Schon längere Zeit hielt der Bischof von Münster die Stadt mit einem Heere eingeschlossen. Jnfolgebessen brach eine große Hungersnot aus; baraus würde Münster, freilich erst nach verzweifelter Gegenwehr, eingenommen. König Johann, fein Scharfrichter Knipperbolling und sein Kanzler Krechting würden gefangen. Man sperrte sie in Käsige und führte sie ein halbes Jahr lang wie wilbe Tiere im Laube umher. Dann würden sie nach Münster zurückgebracht, mit glühenben Zangen gezwickt und schließlich getötet. Ihre Körper hing man zur Abschreckung sür ähnliche gottlose Schwarmgeister in brei eisernen Käfigen am Lambertiturm in Münster aus. Dort sieht man die Käfige noch heute. 107. Fortgang der Reformation. 1. Philipp Melanchthon. Es war eine rechte Gnade von Gott, daß Luther bei seinem schweren Werke einen so traten Freund und Gehülfen zur Seite hatte, wie Melanchthon war. Philipp Melanchthon war von schmächtiger Gestalt, aber von erstaunlichen Gaben und Kenntnissen und dabei so sanft und bescheiden, daß ihn jeder lieben mußte. Er stammte aus dem badischen Städtchen Breiten (östlich von Karlsruhe), wo seilt Vater Waffenschmied war. Schon in der Schule hatte er sich als ein Wunderkind bewiesen, und als 14 jähriger Knabe bezog er die Universität. Im Jahre 1518 kam er als Professor nach Wittenberg. Unglaublich war der Beifall, den seine Vorlesungen fanden, und die Verehrung , mit welcher die Studenten an ihm hingen. Oft lauschten 2000 Zuhörer seinem Vortrage. Sein Ruhm war so groß, daß man ihn den „Lehrer Deutschlands" nannte und ihn weit und breit in Kirchen- und Schulsachen zu Rate zog. Treulich hat Melanchthon zu Luther gestanden
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