Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 234

1887 - Hannover : Meyer
234 107. Fortgang der Reformation. und mitgeholfen am Werke der Reformation. Und wenn Luthers Feuergeist einmal zu heftig dreinfahren wollte, so mäßigte ihn wohl das milde Kindesgemüt seines Freundes. Luther sagt selbst: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln Krieg führen muß; aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, nachdem Gott ihm seine Gaben gegeben hat." 2. Katharina von Bora. Wie Luther an Melanchthon den besten Freund besaß, so schenkte ihm Gott an Katharina von Bora eine treue, fromme Gattin. Sie war aus adeligem Geschlechte und schon als Kind von den Ihrigen in ein Kloster gebracht worden. Als das Licht der reinen Lehre auch hinter die Klostermauern drang, bat Katharina ihre Verwandten, sie aus dem Kloster zu befreien. Da jene sich weigerten, entwich sie mit acht andern Nonnen und kam nach Wittenberg. Hier lernte Luther sie kennen und vermählte sich mit ihr (1525). Er hat mit seiner Käthe eine glückliche, gesegnete Ehe geführt, welche allen Christenhäusern als Vorbild dienen kann. Seine Mönchskutte vertauschte Luther seit seiner Verheiratung mit dem schwarzen Priesterrock, der in der Folge die Amtstracht der evangelischen Geistlichen geworden ist. 3. Kirchenvisitation (1528). In demselben Jahre, als Luther sich verheiratete, starb sein guter Kurfürst Friedrich der Weise. Ihm folgte sein Bruder Johann der Beständige; dieser war ein noch eifrigerer Beförderer der Reformation. Im Jahre 1528 trug er Luther, Melanchthon und einigen ihrer Freunde auf, eine Kirchenvisitation im Kurfürstentum Sachsen abzuhalten, d. h. alle Kirchen und Schulen zu besuchen, um nachzusehen, wie es um dieselben stehe. Da fanden sie denn, daß die Unwissenheit nicht bloß bei den Gemeindegliedern und Schülern, sondern sogar auch bei den Geistlichen und Lehrern erschrecklich groß war, so daß Melanchthon, wie er selbst erzählt, manchmal bei Seite gehen und weinen mußte. Deshalb schrieb Luther, als er heimkam, zwei Katechismen, einen großen für die Lehrer und Prediger und einen kleinen für die Kinder. Besonders der kleine Katechismus ist ein rechtes Kleinod der lutherischen Kirche geworden. — Ferner besorgte Luther für den Gottesdienst ein Gesangbuch mit schönen, kräftigen Liedern, von denen er selbst eine große Anzahl dichtete. 4. Reichstag zu Speier (1529). Aber wo war denn Kaiser Karl, daß alles das ruhig geschehen konnte? Hatte er nicht über Luther und alle seine Anhänger die Reichsacht ausgesprochen und erklärt, Krone und Leben daransetzen zu wollen, daß die Ketzerei ausgerottet werde? Ganz recht, aber immerwährende Kriege mit den Franzosen nahmen ihn so in Anspruch, daß er den Dingen in Deutschland einstweilen ihren Lauf lassen mußte. So hatten denn die Evangelischen vom Reichstage zu Worms an acht Jahre Ruhe. Endlich, im Jahre 1529, ließ der Kaiser durch seinen Bruder Ferdinand wiederum einen Reichstag, und zwar zu Speier, abhalten. Hier versuchten die katholischen Fürsten, welche die Mehrheit hatten, die Reformation wenigstens zum Stillstand zu bringen, indem sie beschlossen, daß zwar die, welche lutherisch feien, es einstweilen bleiben könnten, daß aber weitere Übertritte zur lutherischen Kirche durchaus nicht
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer