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1. Bis zum Interregnum - S. 6

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 6 — Der Waldreichtum beeinflußte aber von Anfang an auch das deutsche Gemüt. Die Liebe zum Walde ist im deutschen Volke so alt, so weit unsere Kenntnisse von unsern Vorfahren zurückreichen. Von frühster Zeit an, schon als die ältesten Germanen noch an den Küsten der Ostsee wohnten, hörten sie das Rauschen des Waldes, der die Ufer der nordischen Meere wie vielfach noch heute umsäumte. Im Walde dachte sich der Germane den Aufenthalt höherer Wefen, im Walde diente er den Göttern, und manche Stätte galt ihm als heilig. Noch heute tragen die Namen mancher Waldgebiete die Beifügung „heilig", z. B. heilige Hallen. Art den Wald erinnern unzählige Ausdrücke und Bezeichnungen der deutschen Sprache. Den deutschen Wald hat von jeher der Maler stimmungsvoll wiedergegeben und der Dichter besungen. So war der Waldcharakter des germanischen Landes von großer Bedeutung für das Leben und die Geistesrichtung seiner Bewohner. Neben dem Walde war namentlich der Wasserreichtum ein charakteristisches Kennzeichen des germanischen Landes. Wasserreiche Flüsse kamen von den Bergen zu Tale. Oft traten die Fluten über die niedrigen Ufer, die niemand durch schützende Dämme erhöhte, und überschwemmten weite Gebiete, die sich bald in undurchdringlichen Sumpf verwandelten, da das Wasser keinen Abfluß stind. Zudem suchten sich die Flüsse nicht selten ein neues Flußbett, und an die Stelle des bisherigen Wasserlaufes traten ebenfalls Sümpfe und Lachen. Manche Ortsnamen mit den Endungen bruch, rieb, loch usw. bezeugen noch heute die ehemalige Feuchtigkeit des Bobeus. Neben Walb und Sumpf gab es auch bürftiges Ackerlaub und größere Weibeflächeit. Die walbfreien, steppenartigen, von Walb umsäumten Strecken waren die ersten Siebelungsgebiete. Als solche sinb z. B. anzusehen das südbayrische Alpeuvorlaub, die Hochflächen der schwäbischen und fränkischen Gebirge, die Niederungen des Neckar- und Maingebietes, Gebiete an der Saale und am Ober- und Mittellauf der Elbe, Sanddünen, Heiden und K'isteniederungen Norddeutschlands. Die waldfreien Gebiete sind dadurch vermehrt worden, daß schon die Kelten einzelne Teile des Waldes rodeten oder, was damals mehr geschah, niederbrannten, und die Germanen werden weitere Strecken urbar gemacht und dadurch Rodland gewonnen haben. Freilich wurde das durch Niederbrennen des Waldes gewonnene Ackerland oft nur oberflächlich zum Anbau benutzt; bald fiel es wieder dem Walde zu, oder es
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