Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bis zum Interregnum - S. 8

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
kommen lassen, so auch bei Erwähnung germanischer Körpergröße. Ihnen erschienen die Bewohner des Nordens auffallend groß. Die Germanen selbst legten auf hohe Gestalt besonderen Wert, wählten sie doch auch keinen zu ihrem Führer, der nicht die andern an Leibesgröße überragte. Die Kraft des Volkes zeigte sich vor allem in der starken Vermehrung. Ihre Ehen waren überaus kinderreich, und gering war die Sterblichkeit unter der Jugend. Krankheiten waren selten. Das Leben in der Natur, die fortgesetzte Bewegung im Freien, verbunden mit häufigen Leibesübungen, härtete die Germanen von Kindheit an ab und erhielt sie gesund. Die Volksvermehrung erregte wiederholt die Verwunderung der Römer, sie staunten über die Menschenmenge, die das nach ihrer Anschauung rauhe Land hervorbrachte. Hunderttausende, ja Millionen wurden in den Kämpfen mit deu Römern' vernichtet, allein in dem ersten Zusammenstoß mit ihnen, der reichlich 100 Jahre v. Chr. erfolgte, verloren wohl eine halbe Million ihr Leben. Zuweilen erschien ein Stamm fast ausgerottet, und doch war die Volkskrast unoertilgbar, oft schon nach einem Menschenalter wurde er durch seine Masse wieder furchtbar. Eiu Rest der geschlagenen Kimbern, 6000 Adnatuker, schlugen sich nordwärts und setzten sich unter den Velgen fest. Ein Menschenalter später, zur Zeit Cäsars, wurden aus ihrer Gau-stadt 59000 in die Sklaverei verkauft, und dennoch war das Leben des Stammes noch nicht gebrochen. Andere Stämme sind in der Tat völlig aufgerieben worden, ungezählte Scharen sind nach südlichen Ländern abgewandert und haben sie mit neuem Leben erfüllt; aber das germanische Volk wurde dadurch uicht geschwächt. Einem Volke von solch unverwüstlicher Kraft konnte das morsche Römerreich nicht widerstehen. Wenn wir nun auch die Germanen als ein Naturvolk bezeichnet haben, so waren sie doch keineswegs ohne Kultur. Wohl standen sie darin den Römern, die der damaligen Welt zuerst von ihnen Kuude gaben, nach; aber man fand doch bei ihnen die Anfänge einer gewissen staatlichen Ordnung, ein geordnetes Familienleben, Liebe zu friedlicher Arbeit, tiefes religiöses Empsinden. Nicht Scharen wilder Krieger waren sie, die nur plündernd und Beute suchend umherzogen. Weideplätze für ihre Herden und anbaufähiges Land begehrten sie. Man hat sie daher als ein Hirtenvolk bezeichnet, anderseits auch als ein Jägervolk, und doch trieben sie auch Ackerbau. Sie waren Hirten, Ackerbauer und Jäger zugleich.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer