Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bis zum Interregnum - S. 23

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 23 — unsere Vorfahren frühzeitig schon in der Herstellung von Tonwaren, die allerdings ursprünglich auch vorwiegend weibliche Hausarbeit war. Man verstand mit der Hand Töpfe, Urnen, Krüge in mannigfacher Weise zu formen und durch leichte Einritzungen zu verzieren. Auch diese Erzeugnisse erfuhren durch die Bekanntschaft mit den Römern wesentliche Verbesserungen. Die Seele des germanischen Hauses war nach alledem vorwiegend die Frau. Eine vielseitige Wirksamkeit, die sich namentlich auf Beschaffung von Nahrung und Kleidung erstreckte, füllte ihr Dasein ans. g) Gastlichkeit, Spiel und Trank. Wenn nun auch das Haus das Arbeitsgebiet der Frau war, so war doch der Mann der Hausherr, und dieses Wort war ursprünglich gleichbedeutend mit Wirt. Gastfreundschaft zu üben, galt ihm als oberste Hansherrn-pslicht.' Da es besondere Gasthäuser nicht gab. bot jedes germanische Haus dem Fremden Herberge und Verpflegung. Wurde er rechtzeitig bemerkt, so geleitete ihn der Hausherr Über die Schwelle des Hauses. Ohne ihn nach Namen, Herkunft und Ziel seiner Wanderung zu fragen, pflegte man ihn, reichte ihm trockene Kleider, wies ihm einen Platz am Herd an und gab ihm vom besten Vorrat des Hauses. Dazu stand der Gast völlig unter dem Schutze des Hausherrn; niemand durste den Fremden ungestraft beleidigen. Sein Aufenthaltsrecht war unbeschränkt; wollte er aber aufbrechen, so erhielt er ein Gastgeschenk, und der Hausherr geleitete ihn auf den Weg zur nächsten Unterkunft ober führte ihn auch selbst dort ein. Daß sich der Germane als Hausherr fühlte, kam auch dadurch zum Ausdruck, daß er sich an häuslicher Arbeit nur wenig beteiligte. Wenn ihn nicht die Sorge um das Vieh zu den Herden rief ober wenn er nicht als Jäger den Wald durchstreifte, so lag er auch gern daheim aus der Bärenhaut und pflegte der Ruhe. Man hat daher oft die Trägheit als üble Eigenschaft der alten Germanen hervorgehoben. Aber das Liegen auf der Bärenhaut Beruhte nicht auf Trägheit, sondern auf der Anschauung, daß häusliche Arbeit keine der Würde des Mannes entsprechende Tätigkeit sei. Ein Leben der Arbeit wie in der Gegenwart kannte man eben noch nicht. Die Germanen waren noch zu sehr Naturmenschen und dachten nicht tiefer über das Leben nach, und schwere Lebenssorgen waren ihnen fremd; aber trotzdem war Trägheit nie das Ideal germanischen Lebens, es galt im Gegenteil als höchstes Gebot, die Kräfte zu stählen, und zu würdiger Tätigkeit zeigte der Ger-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer