1910 -
Leipzig [u.a.]
: Kesselring
- Autor: Pätzold, W.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Kampfesfreude schon in den germanischen Personennamen zum Ausdruck kam, ist bereits erwähnt worden.
Die Kriegslust war auch den Frauen eigen. Die Waffen in der Hand schauten sie von der Wagenburg aus dem Kampfe der Männer zu und begleiteten den Sieg mit jubelnden Zurufen. Wenn aber die Schlacht unglücklich verlief, dann suchten sie die Fliehenden zu neuem Anstürmen zu ermuntern und scheuten sich nicht, gegen die Feigen die Waffen zu führen. Wurde die Wagenburg selbst angegriffen, dann stritten sie auch gegen die Feinde, und mancher Römer ist durch die Hand germanischer Frauen gefallen. In der höchsten Not aber gaben sie sich und ihren Kindern sogar freiwillig den Tod, um nicht in römische Gefangenschaft zu geraten.
b) Bewaffnung. Bei der hohen Anffaffung vom Kampfe und der ungebändigten Kriegsluft verschmähten die Germanen fast allen Schutz des Körpers. Sich wie die Römer eine Rüstung anzulegen, war ihnen unbequem. Sie wollten im Kampfe, möglichst frei von beengender Kleidung, die ganze Kraft ihres Körpers entfalten; darum warfen sie vor der Schlacht nicht selten einen Teil der Kleidung weg und kämpften halbnackt. Wohl trugen sie einen Schild, aber er war dünn, aus Weidenruten geflochten oder aus Lindenholz geschnitten, nur durch einige Metallscheiben befestigt und wurde daher von jedem Pfeil durchbohrt. Die römischen Wurfspeere blieben darin stecken und zogen ihn nieder, so daß ihn die Germanen zuweilen noch wegwarfen. Die älteste Kriegswaffe war die Keule, die später mit Metallbuckeln besetzt wurde und im Mittelalter als „Morgenstern" erscheint. Daneben waren ursprünglich der Hammer und das ihm verwandte Beil, die Axt oder Barte und zwar als Hieb- und Wurfaxt in Gebrauch. Daraus ist später die Hellebarte geworden. Die germanische Angriffswaffe war namentlich der lange Stoßspeer, dessen Spitze ursprünglich aus Holz und Stein bestand, später aber mit Eisen beschlagen wurde. Außerdem bediente man sich des leichten Wurfspeers, der keltisch auch Ger oder Gaisa genannt wurde. Von dieser Waffe nahm man gewöhnlich eine größere Anzahl mit in den Kampf; aber sie war in älterer Zeit so leicht, daß sie an den römischen Schutzwaffen vielfach wirkungslos abprallte. Eine vornehme Waffe war das Schwert. Man gebrauchte das Lang-fchwert, (c)hem genannt, woran der Name Cherusker erinnert, vor allem aber das Kurzschwert sahs, das im Stammesnamen
Pätz I b, Lehrbuch der Geschichte. I. Teil. 3