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1. Bis zum Interregnum - S. 61

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 61 — g) Die Seelen der Verstorbenen. Unsere Vorfahren glaubten an ein Fortleben der Seele nach dem Tode; aber die christliche Vor-stellnng von einem Himmelreich war ihnen noch fremd. Wie sie sich ihre Götter vornehmlich ans der Erde wohnhaft dachten, so konnte auch der Aufenthalt der menschlichen Seelen nur die Erde sein. In die Bäume des Waldes, in das Wasser der Quellen und Flüsse, in die Berge, überhaupt in die Erde gingen sie nach ihrer Meinung ein und machten sich allenthalben bemerkbar. Sie besaßen die Fähigkeit, sich zu verwandeln und in verschiedener Gestalt sich zu zeigen, sie konnten zu den Menschen zurückkehren, konnten ihnen die Zukunft enthüllen, auch die, über die sie sich zu beklagen hatten, in ihrer nächtlichen Ruhe störeu. Wie sie im allgemeinen die Nacht zu ihren Besuchen wählten, so bevorzugten sie für ihr Treiben ganz besonders die Zeit der längsten 12 Winternächte. Darum legte man allen Vorkommnissen in dieser Zeit besondere Bedeutung bei; die Träume z. B., sagte mau, giugeu in Erfüllung. Noch heute ist solcher Glaube weit verbreitet. Von den Geistern, die die Natur belebten, gelangten einzelne zu besonderer Bedeutung, z. B. die vielgenannten Hexen. Die Entstehung dieses Namens führt uns auf das Wort Hage-diffe zurück, worunter man ein Hag- oder Bufchwefeu verstand. Die Ver-'sammluugs- und Tanzplätze dieser Wesen fielen gewöhnlich mit früheren Opferstätten zusammen. Andere geistige Wesen waren die Alben, Elben oder nach neuerer Form die Elfen, die Wasserjungfrauen, die Nixen, ferner die Heinzelmännchen und die unterirdisch wohnenden Kobolde und Zwerge, die man besonders im Besitze der Schmiedekunst wähnte und die, wie man glaubte, über große Schätze verfügten, da in der Erde das Metall liege. Böfe Wesen, die als Riesen und Ungeheuer hervortraten, wurden als Dämonen bezeichnet, gegen die selbst die Götter zu kämpfen hatten. — All solche Anschauungen hat das Christentum bis auf den heutigen Tag aus dem Volksglaubeu nicht auszutilgen vermocht. 8. Gerinanische Wanderungen. a) Große Wanderznge. Viele Jahrhunderte hindurch herrschte unter den Germanen eine immer wiederkehrende Unruhe. In ungezählten Scharen drängten sie nach Süden und Westen und suchteu die Grenzen zu überschwemmen. Von kleineren Wanderungen und Verschiebungen abgesehen, treten dabei besonders auf-
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