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1. Bis zum Interregnum - S. 79

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 79 — römischen Heere fortgesetzt zu. Es gab später kaum einen deutschen Gau, aus dem nicht stets einzelne aus längere oder kürzere Zeit bei den Römern Kriegsdienste leisteten. In den römischen Heeren kämpften Germanen gegen ihre deutschen Brüder und halfen den Römern ihre Siege gewinnen. Sogar die Leibwache der römischen Kaiser bestand später vorwiegend aus Germanen. Sie erwiesen sich als vollkommen znverlässig. Als jedoch die Nachricht von Armins Sieg in Rom eintraf und man den Einfall der Germanen in römisches Gebiet befürchtete, schickte man doch zur Vorsicht die deutschen Soldaten der Leibwache auf Inseln im tyrrhenischen Meere. In römischen Diensten wurden die Germanen mit den feineren Sitten des Südens bekannt; sie lernten „im römischen Waffenrock die Welt kennen." Wenn sie dann in die Heimat zurückkehrten, malten sie die Vorzüge des Südens mit hellen Farben. Sie berichteten von tapferen Männern, die hohen Kriegsruhm, den Inbegriff des Erdenglückes, erworben hatten, die zu Macht und Ansehen gelangt waren und denen Hunderte von Sklaven zu ihrer Verfügung standen. Sie erzählten von dem Wohlleben und den Genüssen des Südens und daß über dem Lande ein schönerer Himmel sich wölbe als über Germanien. Und in der Tat bot der römische Dienst sür die Germauen manches Verlockende. Die Römer begegneten ihnen mit gewinnender Freundlichkeit, sie schätzten ihre Tapferkeit und wußten sie durch reichliche Belohnung für sich zu gewinnen. Sie überhäuften gar manchen mit Ehren, ernannten viele zu römischen Bürgern und übertrugen ihnen hohe Beamtenstellen. Zahlreich waren die Germanen am römischen Kaiserhofe; viele wurden auch mit reichen Römerinnen verheiratet. Daher kam es, daß nicht wenige von ihnen in römischen Diensten verblieben und in Sprache und Sitte zu Römern wurden. Man darf darin nicht einen Verrat am eigenen Volke erblicken, sondern muß sich dabei vergegenwärtigen, daß den Germanen das Bewußtsein, ein Ganzes, ein einiges Volk zu sein, vollständig fehlte. Andere vergaßen jedoch auch bei römischem Wohlleben ihre germanische Heimat nicht, römische Ehren entfremdeten sie nicht ihrem Volke, sie blieben mit ihren Volksgenossen in Verbindung und kehrten eher oder später zu ihnen zurück. Armin z. V., der lange Zeit ein Günstling der Römer gewesen war, führte den Befreiungskrieg gegen die römischen Bedrücker, während sein Bruder Flavus in römischen Diensten blieb und germanische Hilfsvölker befehligte.
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