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1. Bis zum Interregnum - S. 87

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 87 — Theoderichs bevorzugter Residenz, entstanden herrliche Paläste und Kirchenbauten, von denen Reste noch heute erhalten sind. Auch in anderen Städten entfaltete sich eine rege Bautätigkeit; noch einmal wurden Wasserleitungen, Theater u. dergl. gebaut, ältere Bauwerke erneuert, und der Sinn für Erhaltung und Pflege von Denkmälern erhielt durch wertvolle Vorschriften neue Anregung. Klassische Kunst und Wissenschaft erfreuten sich der eifrigsten Förderung. Männer von hoher Bildung und Gelehrsamkeit zog Theo-derich an sich und unterstützte sie. Der Geschichtsschreiber Cassiodor genoß sein besonderes Vertrauen, ebenso der gelehrte Bo tzthins, der bedeutendste philosophische und theologische Schriftsteller seiner Zeit, dessen Lehrbücher über Mathematik, Rhetorik, Dialektik bis weit ins Mittelalter hinein Geltung behielten. Große Verdienste erwarb sich Theoderich um die italienische Landwirtschast. Um die Fruchtbarkeit des Bodens zu heben, ließ er Sümpfe austrocknen und ödes Land durch Erschließung von Quellen und Wasserleitungsaulagen künstlich bewässern. Mit neuem Eifer widmete sich die Bevölkerung dem Ackerbau; der vielfach zertretene Boden gab wieder reichliche Ernten, und auf früherem Ödland entstanden wogende Saatfelder, so daß fremde Gesandte die augenfällige Verbesserung der Landwirtschaft bewunderten. Hervorragend war Theoderich als Staatsmann. Odwakars Macht war ein Heerkönigtum, seine Herrschaft stützte sich auf die bunt zusammengewürfelten germanischen Soldtruppen. Theoderichs Staat aber war auf das Volk gegründet, ruhte also wie die Staaten der Gegenwart aus nationaler Grundlage. Allerdings vereinigte er in seinem Staate zwei grundverschiedene Nationen, Goten und Römer. Jedes Volk blieb aber in seinen gewohnten Lebensverhältnissen, bei seiner ihm eigenen Tätigkeit. Der Kriegsdienst und der Schutz des Landes war Sache der Goten, die also das Heervolk bildeten. Das Heerwesen erfuhr eine wesentliche Umgestaltung. Während bisher bei den Germanen jeder Heerbann-pflichtige sich selbst bewaffnen mußte, ließ Theoderich feine Goten aus Magazinen mit Waffen versehen, unausgesetzt arbeiteten Waffenschmiede an deren Herstellung. Er hielt in Kastellen, Grenzorten und größeren Städten eine ständige Besatzung, hatte also bereits ein stehendes Heer. Vom Grundbesitz gehörte den Goten ein Drittel des römischen Landes, doch nicht so, daß ein bestimmtes
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