Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bis zum Interregnum - S. 89

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 89 — zu Nicäa (325) und Konstantinopel (381) verdammt und die des Athanasius als richtig bezeichnet, so daß sie das rechtgläubige katholische Bekenntnis wurde. Ihm folgten die Römer, während Theoderich und seine Goten Arianer waren. Er zeigte sich aber den Andersgläubigen gegenüber in jeder Weise duldsam, ja er schützte sogar die Religionsfreiheit und gewährte sie auch den damals schon verfolgten Juden. Als einst in Ravenna reich gewordene Juden geplündert worden waren, verurteilte er die Gemeinde zum Schadenersatz. Trotz der weisen, weitherzigen Regierung Theoderichs, die in ganz Europa Aufsehen erregte, fehlte es leider dem Gotenreiche nicht an Schatten. In den großzügigen, idealen Anschauungen war Theoderich seiner Zeit weit voraus geeilt; er unterschätzte die bestehenden tatsächlichen Verhältnisse. In seinem Reiche stießen scharfe Gegensätze aufeinander. Auf der einen Seite standen die Goten, von den Römern noch Barbaren genannt, die erst an geordnete Staatsverhältnisse, an höhere Gesittung und Bildung gewöhnt werden sollten. Auf der anderen Seite standen die Römer mit ihrer jahrhundertealten Knltur, in deren Mitte das Germanen-rcrch entstand. Beide Völker schieden sich scharf in Sprache, Sitten und Rechtsgewohnheiten. Am schwerwiegendsten aber war der Glaubensunterschied. Theoderich und seine Goten wurden von den römischen Bischöfen nur als Ketzer angesehen; die gotische Duldsamkeit in Glaubenssachen wurde von ihnen mit fanatischem Haß erwidert. Alle diese Gegensätze vermochte Theoderich auch durch die weiseste Regierung nicht zu überbrücken. Wenn er auch von einem Teile der Römer geachtet wurde, war es ihnen doch unmöglich, ihm für feine Friedenspolitik Dankbarkeit zu beweisen. Die beiden Völker blieben sich innerlich fremd, eine Vermischung war wegen der kirchlichen Gegensätze fast ausgeschlossen. Das mußte für die Dauer verhängnisvoll werden. Dazu kam, daß die oströmifche Regierung in Byzanz ihre Freundschaft Theoderich längst entzogen hatte und daß gerade von dorther die fchärfsten Maßregeln gegen die Arianer kamen. Man konnte sich dort nicht mit dem Gedanken befreunden, daß auf römischem Boden Germanen herrschen sollten. Die oströmifche Regierung glaubte allein zur Herrschaft in Italien berechtigt zu fein. Zu alledem mußte Theoderich erfahren, daß von römischen „Großen" geheime Beziehungen mit Byzanz unterhalten wurden,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer