Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bis zum Interregnum - S. 109

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 109 — nicht als Oberhaupt der Christenheit angesehen. Er war nur der oberste Bischof von Italien. Darum entbehrte die abendländische Christenheit auch völlig der Einheit. Man konnte vielmehr von besonderen Landeskirchen, von einer spanischen, longobardischen, fränkischen Kirche reden. Die Könige übten in den einzelnen Reichen auch über die Kirche die landesherrliche Gewalt aus. Da wurde Bouifatius der kirchliche Reformator. Obwohl seine angelsächsische Mutterkirche auch von Rom unabhängig war, setzte er sich doch mit dem Papst in Verbindung und kam nun zu den Deutschen im Auftrage Roms. Darin lag in seinem Bekehrungswerk etwas völlig Neues. Bei seiner zweiten Reise nach Rom wurde er daher dort mit großen Ehren empfangen, und er leistete als der erste nicht italische Bischof dem Papste den Eid des Gehorsams. Dann ordnete er das deutsche Kircheuweseu ganz nach römischem Muster, errichtete Bistümer und setzte Bischöfe ein, die in ihren zugewiesenen Bezirken die Leitung und Aussicht in kirchlichen Dingen führten. So verbreitete er nicht nur das Christentum, sondern brachte in das Kirchenwesen auch eine neue, feste, einheitliche Ordnung. Und seine organisatorische Tätigkeit entfaltete er nicht nur im Lande seiner Mission, in Hessen und Thüringen, sondern dehnte sie auch auf Bayern, später sogar auf das linksrheinische Gebiet, das heutige Frankreich, aus. Zum Erzbischof und geistlichen Oberhirten von Deutschland ernannt, verlegte er seinen Wohnsitz nach Mainz, dem trefflichen Mittelpunkte des Frankenreichs, hielt zur Durchführung der Kirchenordnung Kirchenversammlungen ab und übte strenge Kirchenzucht. Mit dieser Reformation hat Bonifatius die Selbständigkeit der deutschen Kirche vernichtet, sie vielmehr an Rom angegliedert und sie dem römischen Papst untergeordnet. Von Rom aus wurde nun die weitere Entwicklung des germanischen Christentums beeinflußt. Römischen Entscheidungen mußte sich fortan auch die deutsche Kirche fügen; mit römischem Geist wurde die christliche Lehre erfüllt. Sie und der deutsche Gottesdienst wurden in das Gewand der römischen Sprache gekleidet. Der römische Papst wurde zum Oberhaupt der gesamten abendländischen Christenheit erhoben und stieg zu bedeutender Machthöhe empor. Warum tat dies Bonisatius ? Was bewog ihn, sich ganz der römischen Kirche unterzuordnen? Geschah es nur deshalb, um in selbstverleugnender Unterwürfigkeit sich Rom gefällig zu erweisen? Nein. Ihm schwebte ein großes Ziel vor Augen: die Einheit
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer