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1. Bis zum Interregnum - S. 163

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 163 — Darum Beteiligten sich die Mönche allzusehr am politischen Leben; sie, die hinter Klostermauern ein beschauliches Dasein führen wollten, mischten sich agitatorisch in die Händel der Welt. Das gereichte dem Mönchtum zum Verderben, die strenge Klosterzucht litt darunter. Deshalb traten immer wieder von neuem Resormbe-strebungeu hervor, die den Grundsatz der strengen Askese, der Weltslucht zu verwirklichen suchten, und so entstanden neben den Benediktinerklöstern neue Formen des Mönchtums, neue Mönchsorden. Eine hervorragende Bedeutung gewannen die durch ihre großartige Kulturarbeit sich auszeichnenden (Zisterzienser. Ihren Ruhm verdankten sie dem geistvollen Abt Bernhard von Clairvaux, nach dem sie auch Bernhardiner genannt wurden. Er stellte sich in Gegensatz zu deu vornehmen und reich gewordenen Cluniacensern. In der Einsamkeit, im stillen Betrachten der göttlichen Liebe, im tiefen Versenken in das Wesen des Allmächtigen suchte er seinen Frieden. Der Ruhm seiner Frömmigkeit verbreitete sich rasch und veranlaßte große Scharen zum Eintritt in sein Kloster, so daß bald zahlreiche Neugründungen erfolgten. Er forderte von den Mönchen völlige Weltentfagung und ärmliche Lebensweise, baute die schmucklosen Klostergebäude in Einöden und dichte Urwälder und machte die Arbeit zum obersten Gebot. Gewaltig wirkte er durch das Feuer seiner Rede, sein Wort riß alle Hörer mit fort. Die Glut seines seelischen Lebens bekundete er durch tief religiöse lateinische Dichtungen. In Anknüpfung an eine von ihnen fchuf Paul Gerhard das bekannte „O Haupt voll Blut und Wunden". Nicht auf die Erkenntnis der Lehre, sondern auf den Glauben legte er das Hauptgewicht. Dadurch ist er zum Vater der Mystik, einer auf Vertiefung des religiösen Lebens gerichteten Bewegung, geworden. Andere Klosterorden mit strenger Lebensordnung waren z. B. Karthäuser, Prämonstrateuser, Augustiner. Auch Frauen- oder Nonnenklöster wurden gegründet. Sie bildeten im Mittelalter vielfach die Zufluchtsstätten für unverehelichte Töchter der vornehmen Kreise, namentlich des Adels. Eine Nonne galt als die Verlobte Christi. Darum war mit ihrer Aufnahme, bei der sie den Schleier erhielt, eine große Feierlichkeit verbunden. Vom 13. Jahrhundert an erlangten große Bedeutung die sogenannten Bettelorden, in denen der asketische Gedanke am schärfsten zum Ausdruck kam. Zu ihnen gehörten die Franziskaner, die Dominikaner und später auch die Augustiner. li*
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