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1. Bis zum Interregnum - S. 171

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 171 — alle Heiligtümer verletzten und sogar die Gebeine der verstorbenen Königsknaben herausrissen und umherstreuten, da leisteten endlich alle Fürsten dem Könige Heeresfolge. Es kam zu einem furchtbaren Bürgerkriege, aus dem Heinrich als Sieger hervorging. Die Empörer mußten sich unterwerfen. d) Heinrichs Gang nach Kanossa. Nachdem Heinrich die Sachsen besiegt hatte, wollte er auch mit dem Papst ins Reine kommen und suchte vor allem die Kaiserkrönung zu erlangen, weshalb er wiederholt Briese in entgegenkommendster Form an Gregor sandte. Da aber die deutsche Regierung bisher gegen die Machtansprüche des Papstes nichts Ernsthaftes unternommen hatte, konnte es jener wagen, in herausforderndem Tone zu antworten. Er machte Heinrich Vorwürfe über seinen früheren Lebenswandel und klagte ihn an, daß er eigenmächtig die Investitur vorgenommen habe, ja er ließ sogar durchblicken, daß er das Recht habe, ihm die Regierungsgewalt zu nehmen. Die Kaiser-krönnng verweigerte er nicht direkt, suchte sie aber hinauszuschieben in der Absicht, Heinrich zu demütigen, ihn dahin zu bringen, daß er sich dem Papste unterordne und sein Reich als päpstliches Lehen ansehe. Diese Anmaßungen mußten zum offenen Bruche führen, und Heinrich nahm im stolzen Bewußtsein seiner königlichen Macht den Kamps mit dem Papste auf. Er berief die Fürsten zu einer Synode nach Worms, zu der vorwiegend Bischöfe erschienen; denn gerade unter diesen waren viele mit Gregors Regierung nicht einverstanden. Statt aber dort die Lage der Verhältnisse in ruhiger Weise zu erörtern, beschloß die Versammlung dem leidenschaftlichen, feurigen Wefeu Heinrichs entsprechend die Absetzung des Papstes. In dem Briefe, in dem Heinrich dies Gregor kundgab, nannte er ihn nur Hildebrand und schloß mit den Worten: „Ich Heinrich von Gottes Gnaden mit allen unsern Bischöfen, wir sagen dir, herunter mit dir, du Verdammenswerter!" Dieseu Brief beantwortete der Papst damit, daß er die schärsste Waffe, über die er verfügte, den Bannfluch, gegen den Kaiser schleuderte. Zugleich erklärte er ihn des Thrones verlustig und entband die Untertanen vom Eide der Treue. Jetzt hätte der König eines treuen Anhanges im eigenen Volke bedurft; dann würde er, da er der inneren Unruhen Herr geworden war, auch feinen Gegner in Rom überwunden haben. Gefährlicher als dieser waren jedoch seine Feinde im eigenen Reiche. Die
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