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1. Bis zum Interregnum - S. 197

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 197 — sie, sogar vom Abendmahl waren sie ausgeschlossen. Und dennoch duldete man sie gern, ohne sie war ein Fest nicht denkbar. Aus ihrer Masse hoben sich zur Ritterzeit die Spielleute ober fahrenden Sänger zu Ansehen und Bedeutung empor. Je mehr das höfische Leben sich durch Festsrenbe verfeinerte, um so mehr kamen sie zur Geltung; bemt Spiel und Gesang bürsten an einem Frenbentage des Ritters nicht fehlen. Schmerzlich vermißte Kaiser Rubels, wie uns der Dichter berichtet, den Sänger, den Bringer der Lust, der mit süßem Klang ihm bewege die Brust und mit göttlich erhabenen Lehren. So zogen sie von Burg zu Burg und waren gern gesehene Gäste; mit reichem Lohn zogen sie von bannen. Man gab ihnen oft schon beshalb reichlich, um wegen „Milbe" von ihnen gepriesen zu werben. Zuweilen nahm man sie auch auf längere Zeit au ober vereinbarte mit ihnen eine regelmäßige Wieberkehr, so daß sie sogar zu Hofbeamten emporstiegen-Der „Hofnarr" der späteren Zeit hat seinen Ursprung im Stanbe der Fahrenben. Auch in den aufblühenben Städten gelangten Spielleute zur Anstellung und Ansässigkeit; sie sorgten für die Unterhaltung der Einheimischen imb Fremben. Namentlich zur Marktzeit waren sie in den Herbergen unentbehrlich und empfingen bort zum Lohne neben klingenber Münze gar manchen Schoppen. Als die Spielleute zu Ehren kamen, mischten sich unter sie auch junge Geistliche, die bcm Kloster ober der Priesterschaft entlaufen waren imb lieber ivcmbernb das Land burchzogeu. Sie verbreiteten Bilbung unter ihrem Staube und würden wegen ihrer Sprach-kenntnisse auch als Lehrer verwenbet. Überhaupt haben die Spielleute durch das Icbenbige Wort zu der Zeit, ba nur wenige lesen nnb schreiben konnten, die Volksbilbnng gesörbert. b) Das Volksepos. Die fahrenben Säuger, die zugleich die Dichter ihrer Lieder waren, entlehnten den Stoss zu ihren Gesängen der Heldensage. Die alten germanischen Heldenlieder waren zwar der Vernichtung anheim gefallen; aber die sagenumwobenen Namen heldenhafter Gestalten aus alter Zeit, z. B. eines Dietrich von Bern oder eines Roland ans der Zeit Karls d. Gr., waren nicht vergessen, und in den Dichtungen der Spielleute lebten sie von neuem aus. Alte Volkssagcn und -märchen bildeten also den Inhalt ihrer poetischen Erzählungen, und man hörte sie immer wieder gern; aber die Helden wurden ihrer heidnischen Sitten und Gewohnheiten entkleidet. Den Anschauungen der Zeit entsprechend waren sie Ritter und erschienen als Vorkämpfer des Christentums.
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