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1. Bis zum Interregnum - S. 235

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 235 — vernichtet. Die Reste zogen sich in der Erkenntnis germanischer Überlegenheit vielfach freiwillig zurück, wohnten in Wald und Busch, singen keine eigene Wirtschaft wieder an und führten oft als Fischer ein ärmliches Dasein. In großen Scharen zogen Ansiedler aus dem dicht bevölkerten deutschen Lande, aus den Niederlanden, aus Sachsen, Westfalen, Thüringen, Franken herbei, ein Zeichen, daß die germanische Volkskraft noch nicht erloschen war. Sie nahmen nun eine viel gründlichere Ausnutzung des Bodens vor. Die Slaven bewohnten im wesentlichen nur das waldfreie Flachland, wo auch die Bearbeitung des Bodens nicht allzu schwierig war. Die deutscheu Bauern aber drangen auch in das gebirgige Land vor, rodeten Wälder, legten Sümpfe trocken und schufen damit neues Kulturland. Eine Vermischung mit den Slaven lehnten sie in der Regel entschieden ab; denn diese galten ihnen als recht-und ehrlos. Nicht vorwiegend die Landnot war's, die wie in germanischer Urzeit die Ansiedler in die Fremde trieb, sondern das Streben nach größerer Freiheit. In vielen deutschen Gegenden herrschte noch immer der altgermanische Flurzwang; denn die einem Bauern gehörenden Landstrecken lagen zerstreut, und darum mußte die Bestellung des Feldes von den einzelnen Besitzern gleichartig und gleichzeitig vorgenommen werden. Das hemmte aber jeden selbständigen und fortschrittlichen Betrieb. Anderseits litten die Bauern vielfach unter dem Drucke der Grundherren. In der Ferne winkte ihnen dagegen größere Selbständigkeit und umsangreicher Besitz, und sie wurden darin nicht enttäuscht. Die Kolonisation erfolgte gewöhnlich in der Weise, daß sich der Landesherr mit Unternehmern in Verbindung setzte; das waren vielfach Kaufleute, die über die nötigen Geldmittel zur Heranbringung der Kolonisten verfügten und die als erfahrene Leute mit den Bauern umzugehen wußten. Der Unternehmer oder Lokator hatte dann die ihm zugewiesene Flur an die Auswanderer, die sich ihm angeschlossen hatten, zu verteilen. Dabei erhielt jeder nicht mehrere zerstreut liegende Stücke, sondern einen zusammenhängenden Landstreifen, eine Hufe von etwa 30 bis 50 Hektar. Sie lag in der Regel rechtwinklig zur Straße, die am Bache hin die Flur durchzog und an der entlang daher auch die Ansiedler ihre Gehöfte in langer Reihe bauten. Nachfolgende Kolonisten, denen am Ende des Dorfes ein neuer Streifen zugemessen wurde, schlossen daran an. Das Land erhielten die Ansiedler als freies,
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