1893 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Klee, Gotthold Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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7. Alter, Tod und Bestattung.
nähte, beschäftigten sich, wie Großeltern thun, gern mit der
jüngern Enkelschar, bei der sie gewiß schon damals besondere
Liebe genossen. Wie lauschten die Kleinen, wenn der Groß-
vater seine Abenteuer auf der Jagd und im Kriege oder die
Großmutter Sagen und Märchen erzählte! Wie freuten sie
sich, wenn sie mit ihnen hinaus in den benachbarten Wald
gehen und von den kundigen Alten die eßbaren, heilkräftigen
und giftigen Pflanzen unterscheiden oder auf kleine Tiere
Jagd machen lernten!
Fehlte es also auch dem Greisenaltcr nicht an bescheidenen
Freuden, so war es doch wenigstens den Männern verhaßt.
Wer den schönen Tod auf dem Schlachtselde fand, der zog
nach dem Glauben der Vorfahren zu Wodan und den seligen
Göttern ein; nicht so der, welcher aus dem Siechbette starb.
Viele Greise mögen daher nur deshalb in den letzten Kampf
gezogen sein, um ruhmvoll streitend zu fallen, und die Über-
lebenden priesen den Tod der auf solche Weise Gestorbenen
als ein hohes Glück. Mancher aber, dem dies Glück nicht
vergönnt ward, tötete sich, wenn Krankheit ihn niederwarf,
selbst oder ritzte sich wenigstens die Haut mit dem Schwerte,
um mit einer Wunde vor den Götterkönig treten zu können.
Die Bestattung, das letzte Ende der irdischen Lauf-
bahn, wurde, wenn ein Hausvater oder gar ein Fürst gestorben
war, mit besonderer Feierlichkeit begangen, aber auch bei andern
Toten niemals versäumt; denn die Ruhe der Dahingeschiedenen
hing davon ab. Selbst erschlagene Feinde pflegte das edel-
mütige Volk nicht unbestattet liegen zu lassen, und wo dies
doch geschah, da war es ein Zeichen des allergrimmigsten,
unversöhnlichsten Hasses. So ließen die erbitterten Sieger
im Teutoburger Walde die Leichen der gefallenen Römer aus
Volksbeschluß unbegraben vermodern.
Drei Arten der Bestattung waren den Deutschen bekannt,
die eine nur denjenigen Stämmen, die der Seeküste nahe
wohnten. Diese legten nämlich oft den Leichnam eines vor-
nehmen Toten in ein Schiff, das mit vollen Segeln und
ohne Steuer aufs Meer gestoßen oder den Wellen eines
wasserreichen Stromes anvertraut wurde. Jenseits des Meeres