1893 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Klee, Gotthold Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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11. Die Kimbern und Teutonen.
die Rönier herrschte zwischen Cäpio und Mallius die grimmigste
Feindschaft. Als nun Cäpio erfuhr, die Kimbern knüpften mit
Mallius Verhandlungen an, fürchtete er, dieser wolle den Ruhm
des Sieges für sich allein gewinnen. Von Eifersucht verblendet,
erösfnete er sofort mit seinem Heere allein den Kampf und warf
sich auf die Kimbern. Der Erfolg war schrecklich. Der sechste
Oktober des Jahres 105, an dem die Schlacht geschlagen wurde,
ist einer der größten Unglückstage, von denen die römische Ge-
schichte erzählt. Cäpios ganzes Heer wurde niedergehauen, sein
Lager von den Kimbern erstürmt. Und als Mallius herbei-
eilte, um zu Helsen, wurde auch er völlig geschlagen; auch
sein Lager ward erobert, auch sein Heer fast bis auf den
letzten Mann von den ergrimmten Deutschen niedergemetzelt.
Achtzigtausend römische Soldaten und vierzigtausend Knechte
sollen das Leben verloren haben, nur zehn Mann von zwei
stattlichen Heeren entkommen sein. Unter den Geflüchteten
waren auch Cäpio und Mallius; beide wurden in Rom wegen
Hochverrats verurteilt und in die Verbannung gejagt.
Furchtbar wurde Rom durch die Schreckensnachricht aus
seinen Träumen von römischer Unüberwindlichkeit gerüttelt.
Der kimbrische Schrecken wurde zum Sprichwort. Man ver-
nahm jetzt auch genauere Kunde über das Volk, das ein so
allgemeines Entsetzen hervorgerusen hatte, und was man hörte,
das erhöhte nur noch die allgemeine Furcht. Ein unheimlicher,
unfaßbarer Geist tobte in diesen Barbaren. Jauchzend, als
ging' es zu Fest und Tanz, stürzten sie sich nackt ins Schlacht-
gewühl; lachend starben sie. Furcht kannte keiner; ihr An-
sturm war unwiderstehlich. Gräßlich erscholl ihr heulender
Gesang, wenn sie zum Kampfe daherstoben. Weißhaarige
Frauen führten die Gefangenen zu einem ungeheuren Kessel,
drückten die Häupter der Unglücklichen über den Rand und
schnitten ihnen die Gurgeln ab, daß das Blut in den Kessel
strömte. Ja, diese schrecklichen Menschen schienen nicht einmal
Sinn für irdische Glücksgüter zu haben. Zwar verschmähten
sie es nicht, zu plündern und zu rauben; aber die Beute, so
erzählte man sich, behielten sie nicht für stch, um sich daran zu
ergötzen, sondern nach der Schlacht bei Arausio hatten sie alles