1893 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Klee, Gotthold Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
104 14. Armin, der Befreier Deutschlands.
ein cheruskischer Fürst, den Statthalter vor Armin; aber
Varus lachte der Warnung. Und Armin verstand es, den
Verblendeten in seiner Sicherheit zu bestärken, Nach wie vor
mußten Deutsche im Lager erscheinen und den Rechtsspruch
des Römers erbitten, Armin selbst blieb in der unmittelbaren
Nähe des Feldherrn, und der war gutes Mutes und schalt
alle, die ihm Vorsicht anrieten. Nun galt es aber, den
Varus aus der Nähe seiner festen Standlager und uneinnehm-
baren Kastelle in das sumpfige Waldgebirge zu locken. Zu
diesem Zwecke mußte sich ein im Innern Deutschlands woh-
nender Volksstamm der Verabredung gemäß empören. Auch
diese List gelang. Varus brach mit seiner ganzen Streitmacht
auf, um die Aufrührer zu züchtigen. Bei dem letzten Gelage,
däs der Bethörte vor seinem Abmarsch gab, sagte ihm Segest
ins Gesicht, daß alles nur Blendwerk sei, und riet ihm, den
Armin und die übrigen anwesenden Fürsten in Fesseln zu
legen; das Volk werde nichts wagen ohne seine Häuptlinge.
Aber Varus war wie von Gott mit Blindheit geschlagen; er
rannte lachend ins Verderben. Auch wußte er oder glaubte
er zu wissen, woher der Haß Segests gegen Armin rührte,^
und gab deshalb nichts auf seine Reden. Armin liebte
nämlich die Tochter Segests, die schöne Thusnelda, und
wurde von ihr wider den Willen des Vaters wieder geliebt.
Standhaft weigerte sich die stolze Jungfrau, den Verlobten,
den ihr Vater ihr ausgesucht hatte, zum Galten zu nehmen.
Der Spätsommer des Jahres 9 nach Christus war schon
angebrochen, als Varus seinen Todesmarsch antrat. Die deut-
schen Fürsten ließen ihn ziehen und blieben zurück, angeblich
um Hilfsvölker zu werben und bald nachzukommen. Aber
diese Hilfsvölker standen schon bereit im Waldesdunkel und
warfen sich jetzt auf die im Lande zerstreuten kleinen Truppen-
abteilungen der Römer. Diese wurden überwältigt und ge-
tötet. Inzwischen war Varus schon mitten im Urwalde an-
gelangt, und nun sollte es ihm schrecklich tagen, daß die
Germanen keine Untergebene, sondern Feinde waren. Durch
feuchte sumpfige Thalgründe mußte sich das Heer zwischen
unbekannten Bergen hindurchwinden. Die Waldungen wurden