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1893 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Klee, Gotthold Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
156 21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe.
Vorhut Hutten sich thöricht genug in ein Handgemenge mit
den gegenüberstehenden Feinden eingelassen und mußten sich
» mit blutigen Köpfen zurückziehen, ein übles Vorzeichen für den
Erfolg der Schlacht. Das Getümmel hinderte Richomer weiter
vorzuschreiten; und in demselben Augenblicke sausten auch die
ostgotischen Reiter aus den Bergschluchten schnell wie der Blitz
herbei. Fridigern hatte seinen Zweck erreicht, die Römer
hatten durch nutzlose Verhandlungen die beste Zeit verloren.
Von allen Seiten begann nun die Schlacht. Vor dem
furchtbaren Anstürmen der Goten wichen gleich anfangs die
Römer zurück. Aber die ermutigenden Zurufe der Feldherren
brachten sie wieder zum Stehen, und das Schlachtgewühl
schwoll wie eine Feuersbrunst an. Wütend stießen die feind-
lichen Reihen aufeinander. Der linke Flügel der römischen
Reiter drang fast bis zur Wagenburg vor, aber er blieb ohne
Unterstützung und wurde deshalb von den allenthalben ein-
stürmenden Goten erdrückt. Das Fußvolk stand nun ohne
Deckung da, und so eng waren die Scharen zusanimengedrängt,
daß die Soldaten kaum das Schwert ziehen und die Hände
rühren konnten. Der Himmel war von Staubwolken ver-
hüllt, betäubendes Geschrei erfüllte die Luft. Überall brachten
die Geschosse Verderben, weil keiner sie kommen sah und sich
decken konnte. Flucht war in der fürchterlichen Enge un-
möglich. Die Felder füllten sich mit Leichenhaufen. Die
Seufzer der Sterbenden klangen schrecklich an die Ohren der
Gesunden. Schwarzes, geronnenes Blut bedeckte den Boden
weithin, und der Fuß der Streiter glitt auf dem schlüpfrigen
Schlamm aus.
Die Sonne neigte sich zum Untergang. Mit neuer Wut
stürmten die Goten heran, da war es mit der Widerstands-
kraft der unglücklichen Römer zu Ende. Wem seine Glieder
noch gehorchten, der wandte sich zur Flucht. Es waren nur
elende Trümmer des Heeres, die flohen. Die ganze Armee
war nicht nur geschlagen, sie war vernichtet. „Seit dem Un-
glückstage von Cannä," ruft der Geschichtschreiber Ammian
aus, „hat unser Staat keine größere Niederlage erlitten."
Kaiser Valens, der tapfer mitgesochten hatte, wurde in der