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1893 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Klee, Gotthold Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
25. Tagesleben eines westgotischen Königs.
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selben wütend war. Auch über die Pyrenäen drang der kühne
Herrscher. In Barcelona schlug er sein Hoslager auf. Hier
war ihm ein großer Schmerz beschieden. Seine geliebte Ge-
mahlin hatte ihm ein Knäblein geboren. Die Eltern hofften
beide, dieses Ereignis werde den Honorius zur Versöhnung
bewegen. Da aber starb das Kind, und die weinenden Eltern
legten die kleine Leiche in einen silbernen Sarg und setzten sie
in einer Kirche zu Barcelona bei. So sank ihnen ein lieber
Besitz und eine schöne Hoffnung ins Grab. Und kurze Zeit
danach fiel der hochsinnige König selbst durch tückischen Mord,
im Jahre 415. Sein Nachfolger, der tapfere Walja, eroberte
fast ganz Spanien. Dieses Land hatten bis dahin die Wan-
dalen besetzt, die sich für jetzt in die unzugänglichen Gebirge
im Nordwesten zurückzogen. Walja schenkte es dem Kaiser
Honorius. Dadurch ließ sich dieser endlich versöhnen und trat
nun den Westgoten das südwestliche Gallien förmlich ab. Hier
gründete Walja im Jahre 419 ein mächtiges Reich, das
nach seiner Hauptstadt das Westgotenreich von Tolosa (Tou-
louse) genannt wird und bald auch die spanische Halbinsel um-
faßte. Von der ruhmvollen Teilnahme der Westgoten an der
Besiegung des schrecklichen Hunnen Attila im Jahre 451 werden
wir später ausführlich berichten. Unter dem großen König
Eurich (466—484), dem mächtigsten Herrscher seiner Zeit,
hat das Reich seine höchste Blüte erreicht. Der Frankenkönig
Chlodwig entriß 507 dem Nachfolger Eurichs Alarich
dem Zweiten die meisten Länder in Gallien, worauf die
westgotische Macht fast ganz auf Spanien beschränkt war. Zur
Hauptstadt wählten die Könige Toledo. Lange Zeit war das
Reich noch stark und geachtet. Endlich zerfiel es und wurde
im Jahre 711 eine Beute der aus Afrika hereinbrechenden
Araber. In der Schlacht bei Xeres de la Frontera verlor
der letzte König Roderich Reich und Leben.
Über einen der Westgotenkönige, die das Reich in seiner
ersten Blüte beherrschten, den Vorgänger des großen Eurich,
ilt uns eine anziehende und sehr anschauliche Schilderung seiner
Persönlichkeit erhalten. Es ist der kluge und tapfere König
Theodorich der Zweite (453—466), dessen äußere Er-