1893 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Klee, Gotthold Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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32. Die Franken vor Klodwig.
traten die wilden Waldsöhne Germaniens wie in eine andere
Welt. Und je weiter die Franken in das Innere von Gallien
vordrangen, desto auffallender wurde dieser Gegensatz. Denn
die Franken glichen sich nicht wie die Ostgermanen allmählich
der Kultur an, in die sie gerieten, sondern hielten ihre ur-
sprüngliche Art weit zäher fest als jene. Das kam daher, weil
sie den Zusammenhang mit der Heimat niemals verloren. Sie
hausten zwar zum Teil auf römischem Boden, aber ihr Stamm-
land, das sich am rechten Rheiuufer an der Ruhr und Lahn
aufwärts in das Innerste Deutschlands bis zu den Thüringern
hin erstreckte, haben sie niemals fahren lassen; und Deutsche
blieben auf drei Seiten ihre Nachbarn: im Norden die Friesen,
im Nordosten die Sachsen, im Osten die Thüringer, im Süd-
osten und Süden die Alemannen.
Das edelste Geschlecht unter den Franken war das der
Merowinger, aus dem sie ihre langgelockten Gaukönige wählten.
Einer dieser Merowinger war Chlogio, der um das Jahr
430 durch einen kühnen Eroberungszug die Wohnsitze seiner
salischen Franken bedeutend nach Südwesten bis über Cambrai
hinaus eriveiterte. Gleichzeitig dehnten sich die Ripuarier durch
das Moselgebiet gegen die Maas bis oberhalb Verdun aus,
so daß die Maas die Grenze zwischen Ripuariern und Saliern
bildete. Die südlichen Nachbarn der Ripuarier blieben die
Alemannen, deren Eroberungen sich bis zur oberen Seine
erstreckten. Am rechten Rheinufer breiteten sich die hessischen
oder Oberfranken aus. Von Chlogios Stamm soll Merowig
entsprossen sein, den die Sage zum Sohn eines Meerungeheuers
macht und von dem das Geschlecht den Namen fuhrt; und
dessen Sohn wiederum war Childerich, der als ein König der
salischen Franken in Tournai (Doornik) an der Schelde Hof hielt.
Von ihm, der das Gebiet der Franken wieder beträchtlich
nach Westen hin erweiterte, berichtet eine alte Überlieferung
folgendes. Childerich ergab sich einem schwelgerischen Leben.
Darüber ergrimmten seine Franken und nahmen ihm die
Herrschaft. Er entfloh und kam nach Thüringen, ließ aber
daheim einen Vertrauten, der sollte sehen, ob er nicht mit
milder Überredung ihm die erzürnten Herzen wieder versöhnen