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1. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 258

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
258 34. Gelimer, der letzte König der Wandalen. länger imstande sind, euer Anrecht an die heimatliche Flur, die eure Urväter verlassen haben, zu wahren, so bitten wir, ihr wollet jenes euer Recht, falls ihr keinen Wert mehr dar- auf leget, uns ohne Entgelt überlassen, damit wir als un- bestrittene Eigentümer alles heimische Land unter uns verteilen und gegen jeden Feind verteidigen können." Geiserich und die Seinen fanden diese Bitte ebenso verständig als gerecht und wollten schon thun, wie die Gesandten baten; da erhob sich ein edler, hochangesehener Greis von großer Weisheit und sprach warnend: „Meine Brüder, williget hierein niemals! Denn wenn wir auch eines schier unglaublichen Glückes teil- haft geworden sind, so steht doch kein menschliches Werk auf festem Grund. Nichts Bestehendes ist sicher, und in der Zukunft ist nichts unmöglich. Wer weiß, ob ihr nicht der- einst gern in den alten Stammsitzen eine Stätte suchen werdet, wo ihr euer Haupt niederleget." Geiserich war von dieser Warnung tief ergriffen und stimmte dem Greise bei. Die Gesandten mußten unverrichteter Dinge heimkehren. Damals verlachten die Wandalen die Weisheit des Greises; nun aber, nur ein Jahrhundert später, gedachten sie traurig seiner Worte wie einer Weissagung. Jetzt freilich konnten sie nicht in die frühere Heimat zurückkehren; denn sie hatten keine Schiffe zur Überfahrt, und überall umgaben sie Völker, die sie sich zu Feinden gemacht hatten und die ihnen den Weg versperrten. Der geschlagene König Gelimer hatte sich unterdes in die Ebene bei der Stadt Bulla, vier Tagereisen westlich von Karthago zurückgezogen und dort die noch übrigen Wandalen um sich versammelt. Aber es war nur ein kleines Häuflein. Eilig entsandte daher Gelimer Botschaft an seinen Bruder Zazo, einen wackren Helden, den er mit Heeresmacht nach Sardinien geschickt hatte, um die abgefallene Insel wieder zu unterwerfen. Der tapfre Zazo las seines Bruders Brief und teilte ihn seinen Wandalen mit. Sie hatten den Aufstand bereits mit starker Hand gedämpft. Nun war ihr Schmerz groß, und doch mußten sie schweigend ihr schweres Leid tragen, damit die Sardinier nichts inne würden. Schnell segelten sie ab und langten nach drei Tagen an der afrikanischen Küste an.
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