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1. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 266

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
266 35. Der Ostgotenkönig Witichis. Doch sein Schreiben traf die unglückliche Fürstin nicht mehr unter den Lebenden; der ruchlose Theodahad sandte Mörder aus, die Theuderichs Tochter im Bade erdrosselten. So en- dete eine edle, wohlmeinende Frau, deren hohe Begabung, redlicher Wille und männliche Thatkraft ein besseres Schicksal verdient hätten. Als Justinian das Ende der Königin er- fuhr, war ihm dies willkommen. Er hatte nun einen Vor- wand. unter dem er den Goten den Krieg ankündigen konnte, und ließ dem Theodahad sogleich erklären, daß er nach dieser Schandthat mit ihnen einen Krieg ohne Gnaden führen werde. So begann ein Kampf, der nach zwanzigjährigem Ringen mit dem Untergang des ganzen Ostgotenvolkes endete und der in seinem Verlauf so viel Erhebendes und Erschütterndes darbietet, wie kaum ein andrer Abschnitt unsrer ältern Geschichte. Im Herbst des Jahres Ö35 landete der kaiserliche Ober- befehlshaber Belisar, der Überwinder der Wandalen, aus Si- cilien und eroberte in wenigen Wochen die ganze Insel, da sie von den Goten nur schwach besetzt war und die Einwohner ihm als Katholiken und Römer freudig entgegenkamen. Wäh- rend so ein reiches Land den Goten verloren ging und ein andres kaiserliches Heer im gotischen Dalmatien rasche Fort- schritte machte, saß Theodahad unthätig und wie betäubt in Ravenna. Endlich knüpfte er, statt ein Heer zu sammeln, Unterhandlungen mit Justinian an, die aber zu nichts führten. Die Kaiserlichen unterwarfen indessen ganz Dalmatien, und Belisar setzte von Sicilien nach Italien über und eroberte die südlichen Landschaften in kurzer Zeit. Nachdem er auch die große und wichtige Stadt Neapel nach zwanzigtägiger Belagerung durch List eingenommen hatte, erreichte die Er- bitterung der Goten über Theodahads Trägheit den höchsten Grad. Offen riefen sie, der Stamm des großen Theoderich sei an Ästen und Zweigen verdorrt, man müsse sehen, ob nicht anderwärts ein Mann zu finden sei, wie die Zeit ihn fordere. Auf freiem Felde hielten sie ein Thing und wählten einen tapfern, bewährten Krieger, Namens Witichis zu ihrem Könige. Sie erhoben ihn nach alter Sitte auf den Schild, schlugen klirrend die Schwerter zusammen und ließen die Po-
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