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1. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 310

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
310 39. Aus der Langobarden-Geschichte und -Sage. Jahre 628 starb, beweinten sie die Langobarden aufrichtig. Sie hatte fast vierzig Jahre über dem Reiche gewaltet und vieles gethan, um die Wildheit ihres Volkes zu sanftigen und es an mildere Sitten und geistige Bildung zu gewöhnen. Vier Jahre vor König Agilulfs Tode brachen die rohen, räuberischen Avaren, die gefährlichen Nachbarn im Nordosten des Reiches, in die Landschaft Friaul ein. Hier waltete noch immer der greise Herzog Gisulf, den einst Alboin zum Hüter des Landes gesetzt hatte. Als der König der Avaren, den sie in ihrer Sprache Chakan nannten, im Jahre 611 mit zahllosen Scharen in Friaul cinfiel, zog der alte Held ihm sogleich entgegen, obwohl er in der Eile nur ein kleines Häuf- lein Streiter an sich ziehen konnte. Aber er wurde von der ungeheuren Übermacht der Feinde umringt und mit seiner ganzen Mannschaft niedergehauen. Wie ein wilder Bergstrom überschwemmten nun die Avarenhorden das unglückliche Land und verheerten alles mit Feuer und Schwert. Nur die be- festigten Plätze, in die man sich geflüchtet hatte, vermochten sie nicht zu nehmen. Auch die Burg Forosuli, jetzt Cividale genannt, umlagerten sie. Hinter ihren starken Mauern hatte sich Gisulss Gemahlin Romhilde mit wenigen Mannen und den Weibern und Kindern der Gefallenen geborgen. Bei ihr waren ihre vier Töchter und ebensoviel Söhne. Die beiden ältesten von diesen, Taso und Kalo, leiteten die Verteidigung der Burg; der dritte, Radwald, war eben erst den Knaben- jahren entwachsen; Grimwald, der jüngste, war noch ein Kind. Eines Tages ritt der Chakan mit großem Gefolge um die Mauern herum, um eine Stelle zu erspähen, wo die Burg am leichtesten erstürmt werden könnte. Ihn erblickte von einer Zinne herab Romhilde, und als sie sah, daß er ein stattlicher Mann war, sandte das ehrvergessene Weib einen geheimen Boten hinaus und ließ ihm sagen, sie wolle ihm die Feste überliefern, wenn er sich mit ihr vermählen wolle. Der Chakan versprach mit arglistigen Worten, ihr Anerbieten an- zunehmen. Da öffnete sie unverweilt die Thore, zum Ver- derben aller Einwohner. Denn als die Heiden in die Burg einbrachen, plünderten sie alles, übergaben die Stadt den
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