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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 95

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 17. §. 90. Stand der Bildung unter den Karolingern. 95 Händen der Geistlichkeit; schon stütze übernahm der Benedictinerorden (gestiftet von Benedict von Nursia 515) den größten Anteil an der Förderung der Wissenschaften; denn dieser Orden machte seinen Gliedern, außer den Religionsübungen, auch Handarbeiten, besonders aber das Studium der Wissenschaften und die Unterweisung der Jugend zur Pflicht. Daß die wissenschaftliche Bildung durch Karl den Großen eine höhere Anregung bekam, ist § 81 näher angegeben worden. In den von ihm gegründeten hohem Schulen wurde besonders Grammatik, Rhetorik, Dialectik und Mathematik getrieben. Die Gelehrtenschule zu Tours, die Karl durch Aleuin gründete, gab zur Errichtung ähnlicher Anstalten bei den Franken und Sachsen das Beispiel und Vorbild. Unter solchen Klosterschulen zeichneten sich in der Folge Fulda, Hirschau, St. Gallen, Reichenau, Corbie (Neucorvey a. d. Weser), Weißenburg und Prüm aus. In dieser Periode, dem 9. Jahrhundert, wirkte noch der schon oben erwähnte Einhard, der außer dem Leben Karl's des Großen auch Jahrbücher (Annales) geschrieben hat, die, weil er noch am Hofe Ludwig's des Frommen lebte, bis 829 reichen. In diesem Jahre zog er sich in die Einsamkeit nach Seligenstadt zurück, wo er begraben liegt. — Nächst ihm verdient Rabanus Maurus, ein Schüler Alcuin's, Erwähnung, der 822 Abt von Fulda war, 847 von Ludwig dem Deutschen zum Erzbischof von Mainz befördert wurde, und durch seine philosophischen und theologischen Schriften, desgleichen durch seine klassische Bildung, als „Vater der Schulen" und als Pfleger der deutschen Sprache im ganzen fränkischen Reiche zu hohem Ruhm gelangte. Die Fortbildung der deutschen Sprache (s. o. § 66a) machte in dieser Periode große Fortschritte. In der Sprachbildung unterscheidet man die gotische, althochdeutsche, mittelhochdeutsche und neuhochdeutsche Sprache. Die gotische Zeit reicht bis zum 6. Jahrhundert; die althochdeutsche umfaßt das sechste bis elfte Jahrhundert, in welchem Zeitraum die Franken in Oberdeutschland herrschten, ihre Sprache aber noch keine Herrschaft übte, sondern noch jedes ihnen untergebene Volk in seiner eigentümlichen Mundart „zu singen und zu sagen" (erzählen) pflegte. Die Bekehrung der Deutschen zum Christentum Rom's gewährte zwar dem Latein der Kirche Zugang und Einfluß; dennoch gab der Deutsche sein Volkstum nicht daran, er behielt vielmehr, besonders seit der Teilung des Frankenreichs durch die Abscheidung der romanischen Hälfte, seine nationale Eigentümlichkeit. Das aus der gotischen Bibelübersetzung des Vulfila (S. 40) entnommene Vaterunser (Matth. 6, 9—13) wird hinreichen, einen Begriff von der damaligen Beschaffenheit der Sprache der Deutschen zu geben. Es lautet: Atta unsar thu in himinam, veihnai namo thein; quimai Vater unser du in (den) Himmel geweiht werde Name dein; (es) komme thiudinassus theins vairthai vilja theins, sve in himina (die) Herrschaft dein, (es) werde (der) Wille dein, sowie in (dem) Himmel, jak ana airthai, hlaif unsarana tliana sinteinan gif uns himma auch auf Erden, brot unseres dies fortwährende gib uns diesen
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