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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 227

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 29. § 161. Kaiser Karl Iv. (Erste deutsche Universität in Prag.) 227 seine diplomatische Gewandtheit, welche er am Hofe von Frankreich und Avignon sowie in Italien gewonnen hatte, und durch seine berechnende, stets auf den eigenen Vorteil bedachte Klugheit erhielt er sich in derselben. Hierin erwies er sich als Begründer der modernen deutschen Staatskunst. Aus Karls Iv früherem Leben sei zum Verständnis seines Charakters hier nur folgendes nachgeholt. Er war in Prag geboren, wurde von seinem launenhaften Vater 1323 in seinem 8. Jahre zu seinem Oheim, dem König Karl Iv, nach Paris gesandt, wo er eine wissenschaftliche Bildung erhielt, so daß er später sät den gelehrtesten Fürsten des Mittelalters galt; er sprach und schrieb die böhmische, französische, deutsche, italienische und lateinische Sprache. In seinem 17. Jahre ward er von seinem Vater bei dessen abenteuerlichem Versuche, sich in der Lombardei festzusetzen, zum Statthalter der Lombardei gemacht. Da er sich aber darin ungeachtet einiger Siege nicht halten konnte, erhob ihn sein Vater 1333 zum Markgrafen von Mähren und Statthalter von Böhmen. Als solcher faßte er den Plan, Prag nach dem Muster der französischen und italienischen Städte zu verschönern und sein czechisches Vaterland auf eine höhere Stufe der Kultur zu heben. Er stellte zunächst die Unordnung im Finanzwesen ab, führte eine allgemeine Steuer ein und sorgte für bessere Verwendung der Einkünfte. In dem Maß, als er dadurch die Liebe der Böhmen gewann, erregte er die Eifersucht seines Vaters, der ihn sogar aus seiner Nähe verwies, aber ihn bald wieder ins Amt einsetzte. Als dann sein Vater, der sich meistens in Frankreich aushielt, in einem Feldzug daselbst um eins seiner Augen kam, erkannten die böhmischen Stände 1341 den nun 25jährigen Karl als Kronerben an, worauf es ihm gelang, die schlesischen Herzoge zur Anerkennung der böhmischen Lehenshoheit zu vermögen, wie er denn überhaupt darauf ausging, Böhmen zur Grundlage seiner künftigen Kaisermacht zu machen, welche ihm vom Papst bei feiner Wahl zum römischen Könige in Aussicht gestellt wurde. Schon bei seiner Krönung zum böhmischen König (2. Sept. 1347) hatte er Prag zu 'seiner Residenzstadt erhoben; er erweiterte sie nachher durch Anlegung der Neustadt und sorgte durch Verleihung von Freiheiten und Rechten unermüdet für ihren Flor. Einem schon früher von ihm gefaßten Plane gemäß stiftete er unter Mitwirkung des ihm befreundeten Dichters Petrarca in Prag die erste deutsche Universität den 7. April 1348 nach den Einrichtungen der Universitäten zu Paris und Bologna und erklärte sie ausdrücklich als eine Lehranstalt für ganz Deutschland, indem er die akademische Bürgerschaft nach vier Nationen einteilte, in die böhmische, zu welcher die Ungarn und ungarischen Slaven, in die polnische, zu der die Schlesier, Russen und Litthauer, in die bairische, zu der die süddeutschen und rheinischen Stämme, in die sächsische, zu der die Norddeutschen, Dänen und Schweden gerechnet wurden. Wie sehr er damit dem Bedürfnis entgegenkam, ersieht man daraus, daß diese Universität bald nach ihrer Stiftung 5000 bis 7000 (fünfzig Jahre nachher sogar 20,000) Studierende zählte, von denen viele vorher ihre Bildung im Ausland gesucht hatten. , Am Stiftungstage derselben erklärte er Böhmen für ein Erbland seines Hauses, um dadurch die in Wahlreichen gewöhnlichen Parteiwirren abzuschneiden. Auch legte er im Jahre 1350 (und wiederholt 1355) den böhmischen Ständen ein neues Gesetzbuch zu einer gründlichen Verbesserung der Rechtspflege und zur Abstellung des Fehdeunfugs und Raubwesens vor, konnte es aber nicht zur Annahme bringen und mußte sich begnügen, durch andere Übereinkünfte den ärgsten Mißbräuchen abzuhelfen. Nachdem er sodann die Ob er Pfalz (als Mitgift seiner zweiten Gemahlin) 15*
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