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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 251

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 30. § 171. Karls des Kühnen Plan zur Vergrößerung seiner Macht. 251 wollte es jene Pfandschaft wieder einlösen, aber Karl verweigerte die Herausgabe. Überhaupt herrschte in mehreren deutschen Reichsländern noch immer große Verwirrung. In Brandenburg erregte das strenge Auftreten des neuen Markgrafen Albrecht Achilles unter den Städten wegen neuer Auflagen viele Unruhen. Des Kaisers Erblande wurden von den Türken heimgesucht, und im Reiche trotzte Kurfürst Friedrich von der Pfalz nach wie vor. Da die Städte keine Steuern für des Reiches Not bewilligen wollten, die Reichstage aber keinen Erfolg hatten, so wollte der Kaiser ohne die Kurfürsten feinen Plan durchsetzen und ließ sich zu persönlicher Unterhandlung mit Karl dem Kühnen herbei, der seinerseits den Kaiser zur Erreichung seines Planes benutzen wollte. Die Zusammenkunft beider fand in Trier statt (1478), und Karl trat dabei mit der ganzen Pracht seines Hauses auf. Da der Kaiser ihm ohne Schwierigkeit die Belehnung mit Zütphen und Geldern gewährte, so glaubte Karl in Betreff der neuen Königswürde eben so leicht zum Ziele zu kommen. Schon hatte er zur erwarteten Krönung eine neue Krone samt Scepter mitgebracht und einen Thron in der Kirche aufschlagen lassen, als Friedrich, der die Gefahr für Deutschland erkannte, plötzlich in der Nacht abreiste, um sich der übermütigen Anforderung des Burgunders zu entziehen und dem Reiche nichts zu vergeben. Aus Rache nahm daher der Herzog in dem Kölner Bistumsstreit Partei gegen den Kaiser und belagerte die Stadt Neuß, die sich jedoch heldenmütig verteidigte, während Karls Vogt, Peter von Hagenbach, den Elsaß schwer bedrückte. Deshalb schlossen auf Betrieb des Königs von Frankreich, Ludwig Xi, welcher an Karl dem Kühnen seinen gefährlichsten Gegner hatte, der Herzog Rene von Lothringen, die Schweiz, der östreichische Herzog Sigismund und der Kaiser ein Bündnis gegen ihn (1474), in Folge dessen sogleich die Schweizer in Südburgund einfielen, die Elsäßer jenen bur-gundischen Vogt hinrichteten und die Besatzung des Burgunbers vertrieben, der Kaiser aber ein Reichsheer gegen den noch vor Neuß liegenben Herzog sanbte. Diesem gelang es jeboch, sowohl den Kaiser durch Wiederanknü-pfung der gebrochenen Heirotsunterhanblungen von jenem Bünbnis abzubringen, als auch den König von Frankreich zu einem neunjährigen Waffen-stillstanb zu vermögen. So im Rücken gedeckt, brach Karl zunächst gegen Lothringen auf, Vertrieb den Herzog Rene, besetzte das Land und gedachte Nancy (Nanzig) zum Hauptsitz seines neuen Reichs zu machen. Und weil sein gefährlichster Nachbar die Schweiz war, die eben in Burgund eines seiner Heere geschlagen hatte, so brach er in leidenschaftlichem Ungestüm mit einem glänzenden Heere von 50,000 Mann über den Jura ins Waadtland ein. Aber die Eidgenossen waren gerüstet: sie brachten ihm 1476 zuerst am 3. Mai bei Granson eine schmähliche Niederlage bei, die ihn seine großen Schätze kostete, und schlugen ihn darauf am 22. Juni bei Putten so gänzlich, daß er in unsinniger Wut nach Südburgund zurückeilte, um ein neues Heer zu sammeln. Das Städtchen G r a n s o n am Neuenburger See hatte sich aus das Wort eines burgundischen Befehlshabers gegen freien Abzug ergeben; aber der Herzog ließ die
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