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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 267

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 31. § 179. Kriegswesen. Schießpulver. 267 schienen. Diese Heimlichkeit erhöhte die Furchtbarkeit des Gerichts, setzte es aber auch der Gefahr innerer Verderbnis ans. Denn als bei der zunehmenden Menge der Wissenden auch Unwürdige zur Aufnahme kamen, mißbrauchten diese ihre Gewalt zur Befriedigung persönlichen Hasses oder zu sonstiger Willkür, so daß allgemeine Klagen entstanden und diese Gerichte an manchen Orten mit Gewalt aufgehoben wurden, bis sie zuletzt durch die bessere Ausbildung der gewöhnlichen Landesgerichte von selbst aufhörten. Bei Celle im Hannoverschen wurde 1568 das letzte Femgericht gehalten; in der abgeschwächten Form einer Art Polizeigericht soll sogar noch in diesem Jahrhundert (1811) ein Femgericht auf dem alten Malplatze bei Gehmen im Münsterland abgehalten worden sein. 179. Das Kriegswesen. Die Heeres- und Kriegseinrichtung, welche früher hauptsächlich auf der Reiterei, deren Kern die Ritter waren, beruhte, war allmählich durch die Verteidigungsweise der Städte sowie durch die Einführung der Söldnerheere geändert worden, so daß die Wichtigkeit des Fußvolkes (der deutschen Landsknechte) mehr hervortrat. Durch die Erfindung des Schießpulvers (um 1350) aber erfuhr das Kriegswesen eine völlige Umgestaltung, indem von nun an weniger persönliche Tapferkeit und die Kraft des Arms als die Geschützkunst und geschickte Aufstellung der Massen im Kampf den Ausschlag gab. Seitdem verlor Rittertum und Adel immer mehr an Bedeutung, da der Ausgang der Schlachten nicht mehr von der schweren Reiterei, sondern von dem im Gebrauch der Feuerwaffe geübten Fußvolk entschieden wurde. Da die veränderte Bewaffnung beständige Übung erforderte, so gab dies allmählich Veranlassung zu den stehenden Heeren, die anfangs aus Söldnern (den sogenannten Landsknechten) bestanden, später aber, weil diese Söldner durch Roheit und Sittenlosigkeit Freund wie Feind oft gleich gefährlich wurden, den Kern der waffenfähigen Bürger in sich aufnahmen. Das Schießpulver (oder eine demselben ähnliche Mischung aus Salpeter, Kohle und Schwefel) war schon in früher Zeit den Chinesen, Indern und später auch den Arabern bekannt; auch erwähnt der Engländer Roger Baco schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts eine dem Schießpulver ähnliche Mischung, welche man zum Sprengen gebrauchte. Im Rammels-berg (bei Goslar) bediente man sich schon im 12. Jahrhundert einer Art Schießpulver zur Sprengung des Gesteins. Nach der gewöhnlichen Annahme war der Franciskanermönch Berthold Schwarz aus Freiburg im Breisgau der Erfinder des Schießpulvers, den fortgesetzte alchymistische Versuche auf diese Erfindung geführt haben sollen (um 1350). Anfangs wurde es beim schweren Geschütz, den Kanonen (sogenannten Donnerbüchsen, oder Kartaunen, oder Feldschlangen) und zunächst nur bei Belagerungen angewandt; in offener Feldschlacht sollen Kanonen zuerst die Engländer gebraucht haben (bei Crecy 1346). Die ersten Geschützmeister lieferten die Städte; schon 1356 kommt in der Stadtrechnung Nürnbergs gekauftes Geschütz und Pulver vor; Lübeck baute 1360 die erste Pulvermühle. Gegen das Ende des 14. Jahrhunderts kamen Handbüchsen und Musketen (Hakenbüchsen) in Gebrauch; nachweislich bedienten sich derselben zuerst die Engländer in der Schlacht bei Azincourt (1415).
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