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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 289

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 32. § 187-188. Verbrennung der päpstl. Bulle. Ende Maximilians I. 289 anfangs Luther Beifall gezollt hatten, nun aber, als sie den Sturm ausbrechen sahen, sich zurückzogen, befand sich auch Erasmus, der nur darauf bedacht war, keinem Teile Anstoß zu geben. Selbst Staupitz wandte sich, als er sah, daß die Bewegung nicht mehr innerhalb der Kirche blieb, allmählich von Luther ab. Der Umstand, daß der Reformation gleich anfangs auch eine Menge nach Ungebundenheit lüsterner Menschen aus verschiedenen Ständen sich anschloß, welche der Sache des Evangeliums durch ihren weltlichen Sinn großen Schaden brachten, schreckte viele zurück. Mußte doch selbst Luther nur zu bald klagen, daß so viele die evangelische Freiheit nur zum Deckmantel der Sinnlichkeit, Zuchtlosigkeit und Bosheit nahmen. Gegen diese glaubenslose und ungezügelte Masse, deren unevangelisches Treiben von den Gegnern als unmittelbare Folge der Lehre der Reformation dargestellt wurde, kämpfte Luther sein Leben lang mit ebenso heftigem Eifer wie gegen die „Papisten" selbst, und wenn er oft in dem Papst den „Antichrist" sah, so erschien ihm nicht minder die Rotte der falsch evangelischen Christen als „vom Teufel besessen". 188. Unterdessen war die Aufmerksamkeit ganz Deutschlands auf die neue Kaiserwahl gerichtet, von der man Befestigung der bereits wankenden Reichsordnung und besonders die Beilegung des kirchlichen Streites erwartete, wie denn zu dieser Zeit vorzugsweise die zwei großen Gedanken, Erneuerung der kirchlich-religiösen Zustände und nationalständische Regierung den Geist des deutschen Volkes beschäftigten. Der alte Kaiser Maximilian halte kurz vor seinem Tode (1518) noch einen Reichstag zu Augsburg gehalten, auf welchem 100 Beschwerden der deutschen Ration gegen das päpstliche Regiment vorgelegt wurden, aber die zugleich betriebene Erwählung seines Enkels Karl, der bereits in Spanien zur Thronfolge gelangt war, nicht durchsetzen können, weil Papst Leo und König Franz I von Frankreich durch Bestechung dagegen wirkten. Mismutig darüber und bereits kränkelnd verließ Max Augsburg (zwei Tage vor Luthers Zusammenkunft mit Cajetan) und begab sich nach Innsbruck, wo Die Bürger, die von früher noch eine Schuld an ihn zu fordern hatten, sein Gefolge aufzunehmen sich weigerten. Diese Kränkung verschlimmerte seine Krankheit, so daß er zu Wels in Oberösterreich liegen bleiben mußte. Seine Gedanken waren auf das Jenseits gerichtet, wie er denn in den letzten vier Jahren seinen Sarg immer mit sich geführt hatte. Rach Empfang der Absolution und des Abendmahls kleidete er sich selbst in sein Totenhemd und erwartete ruhig sein Ende, und als die Umstehenden weinten, rief er ihnen tröstend zu: „Was weint ihr, daß ihr einen sterblichen Menschen sterben seht?" Kurz darauf verschied er am 11. Januar 1519 im 60. Jahre seines Lebens und im 26. seiner Regierung. Die Fürsten hatten Friedrich den Weisen, Kurfürsten von Sachsen, der bei ihnen wegen seiner Besonnenheit, Redlichkeit und Geschäftserfahrung das größte Ansehen genoß und stets ein vorzugsweise ständisches Reichsregiment angestrebt hatte, zum Kaiser wählen wollen; aber er hatte die Krone ausgeschlagen; auf feinen Rat war Maximilians Enkel, der Beherrscher Spaniens, der Niederlande, Oesterreichs, Neapels und Siciliens, sowie der neu entdeckten Länder Amerikas, am 28. Juni 1519 zum deutschen König gewählt und im nächsten Jahre als Kart der Künste 1520 zu Aachen gekrönt worden, nachdem er zuvor die Wahlkapitulation, d. i. einen Wahlvertrag, durch welchen sich die Fürsten Deutschlands gegen den Misbrauch kaiserlicher Gewalt zu schützen suchten, unterzeichnet hatte. In jener Wahlkapitulation verpflichtete sich Karl, alle bestehenden Gesetze und Ordnungen des deutschen Reichs aufrecht zu erhalten, den Ständen ihre herkömmliche Landeshoheit nicht zu schmälern; ohne ihre (zum wenigsten der Kurfürsten) Dittmar, deutsche Geschichte. 8. Ausl. 19
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