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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 475

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 47. § 281—282. Aufstand der Tyroler. Preußen nach dem Tilsiter Frieden. 475 Teil von Ostgalizien an Rußland, Krain, den Villacher Kreis, Kroatien bis an die Sava und Dalmatien samt Triest an Italien, im ganzen 2000 Quadratmeilen und vierthalb Millionen Einwohner, an Napoleon abtreten, der daraus die sog. illyrischen Provinzen bildete und mit Frankreich vereinigte. Auch mußte Österreich sich zur Continentalsperre verpflichten. Als Napoleon Schönbrunn, wo am 12. Oktober der 18jährige Jüngling Friedrich Staps aus Naumburg a. B. einen Mordversuch auf ihn gemacht hatte, verließ, um nach Frankreich zurückzukehren, kehrte Kaiser Franz unvermutet und ohne alle Begleitung nach Wien zurück, dessen Bewohner in dicht gedrängter Menge mit vor Freude strahlenden Gesichtern seinen einfachen Wagen umgaben und ihm, wie einem heimkehrenden Vater, einen Willkomm bereiteten, der schöner war als der schönste Triumph. Hatte er doch das Seinige getan, wenn auch für jetzt noch vergebens, um Deutschland von dem französischen Joch zu befreien. Während dieses Krieges hatte auch das seinem alten Regentenhause treue Tirol, welches im Preßburger Frieden von Österreich abgerissen und wider seinen Willen mit Baiern vereinigt worden war, unter der Führung des Andreas Hofer, Sandwirts von Passeier, einen Aufstand gegen die bairische Herrschaft erhoben. Der bairische Minister Montgelas erbitterte das Volk Lurch Aufhebung der Klöster und Einziehung der Klostergüter, durch Niederreißung und Veräußerung ihrer Andachtsstätten und Heiligtümer, durch Trennung der Schule von der Kirche, durch Aufhebung ihrer Landesverfassung und Landesrechte und durch eine dem Volke fremdartige und dabei wenig Rücksicht nehmende Verwaltung. Schon hatte Hofer, unterstützt von dem kühnen Schützen Speckbacher und dem fanatisch-tapfern Kapuziner Haspinger, ganz Tirol (mit Ausnahme der Festung Kufstein) von den eingedrungenen Baiern und Franzosen befreit, als Napoleon Verstärkungen gegen sie sandte, durch welche Innsbruck eingenommen wurde. Nun rief Hofer alles Volk zu den Waffen, drang wieder in Innsbruck ein und befreite zum zweiten Mal das Land. Währenddes Znaimer Waffenstillstandes aber nahmen die Franzosen Innsbruck nochmals ein, erfuhren aber von den über diesen Wasfenstillstandsbruch erbitterten Tirolern mehrfache Niederlagen, und das Land schien zum dritten Mal befreit. Nun aber erfolgte der Wiener Friede, in welchem sich auch die Tiroler wieder unterwerfen mußten. Zwar ließ sich Hofer nach Niederlegung seines Oberbefehls durch den wütenden Haspinger bereden, wieder die Waffen zu ergreifen, aber er konnte es nicht mehr zu einem Aufstand bringen, verbarg sich daher in einer Sennhütte, ward verraten, gefangen und von den Franzosen in Mantua standrechtlich erschossen (20. Febr. 1810). Um die Kraft der Tiroler zu brechen, schlug Napoleon Südtirol zur Provinz Jllyrien; das übrige Land wurde von Baiern mit Schonung und Milde behandelt. 282. Preußen war feit dem Tilsiter Frieden im Zustand der Unterdrückung. Das Land war bis zu Ende des Jahres 1808 von französischen Truppen besetzt, von Napoleons Spähern fast bis in das Königshaus auf das schärfste überwacht. Es konnte Österreich in seinem Kampfe mit Frankreich nicht beistehen, ohne sich dem Untergang auszusetzen. Seit der österreichischen Niederlage wurde seine Stellung noch schlimmer. Dem Tilsiter Frieden zuwider erpreßte Napoleon von Preußen noch mehr Durchzugsstraßen, schlug einen Teil von dem ehemaligen Südpreußen zum Großherzogtum Warschau und überließ alle in diesem polnischen Lande gelegenen preußischen Güter dem Könige von Sachsen gegen eine Entschädigung von 20 Millionen Talern, welche nicht Preußen, sondern Napoleon erhielt. Mit der zunehmenden Bedrängnis aber wuchs in Preußen die gegenseitige Liebe zwischen König und Volk in noch höherm Grade, weil jedermann die Absicht des Siegers erkannte, Preußen durch ausgesuchte
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