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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 482

1880 - Heidelberg : Winter
482 Kap. 48. § 285—286. Begeisterung d. preuß. Volkes. Napoleon wieder in Deutschl. Kind: alle eilten nach den Sammelorten. Mütter entließen mit Selbstverleugnung ihre Söhne, Bräute ihre Verlobten; selbst der Furchtsame wurde vom Mut fortgerissen, und viele, denen es noch an der nötigen Körperkraft gebrach, boten sich an und trauerten, wenn sie zurückgewiesen werden mußten; selbst im weiblichen Geschlechte erwachte männliche Kampfbegier und manche Jungfrau (z. B. Prochaska) kämpfte im Männerkleide in diesem Freiheitskriege mit. Nicht minder tätig und bereit waren die, welche daheim bleiben mußten, im Geben und Sammeln patriotischer Beiträge und Hilfsmittel für die verschiedensten Kriegsbedürfnisse. Im freudigsten Vertrauen auf die gerechte Sache gab jeder in Preußen sich und seine Habe für das große Ziel der Landesbefreiung hin; und wenn auch in der Folge erst die Vereinigung mehrerer Mächte zum Siege führte, so wäre doch ohne Preußens begeisterten und begeisternden Aufschwung das große Ziel nicht erreicht worden. Der Beispiele von Opfern und Gaben von Hohen und Niederen, Reichen und Armen sind unzählige, viele von rührenden Beweisen hingebender Gesinnung begleitet. Die Anzahl von Ringen, Ketten und Ohrgehängen belief sich allein auf 160,000. Besonders tätig für Sammlungen von Gaben waren die Frauenvereine, zu denen der Anstoß von den königlichen Prinzessinnen ausging. Inzwischen hatten die Russen die französischen Truppen aus den preußischen Provinzen zurückgedrängt. Nach der Vereinigung der preußischen und russischen Waffen bekam Blücher den Befehl über ein preußisches Heer in Schlesien, Wittgenstein (nach Kutusows Tod) den Befehl über Russen und Preußen in der Mark. Auch Schweden trat dem Bunde bei, da ihm Aussicht auf die Erwerbung Norwegens gemacht war; aber die sämtlichen Rheinbundstaaten blieben noch mit Napoleon verbunden, und auch Österreich setzte seine Politik noch in das Zuwarten; nur der Herzog von Meckl en-burg-Schwerin schloß sich an Preußen an und sprach: „Mit Gottes Hilfe werde ich mich der Ehre würdig zeigen, ein deutscher Fürst zu sein." In Preußen hatten jetzt König und Volk nur ein Ziel, das der Abwehr drückender Not, der Äbschüttelung schmählichen Jochs und der Wiederherstellung alter Ehre und Unabhängigkeit. Es galt aber nicht bloß Preußens Befreiung, es galt die Befreiung von ganz Deutschland. 286. Schon in der zweiten Hälfte des Märzmonats hatte Napoleon mit der ihm eigenen Kraft und Schnelligkeit ein großes Heer in Deutschland bereit, um Magdeburg und Wittenberg, die Hauptübergangsplätze über die Elbe, zu schützen. Nachdem er für die Dauer feiner Abwesenheit die Kaiserin Marie Luise zur Regentin ernannt hatte, verließ er am 14. April Paris, empfing in Mainz mehrere der Rheinbundfürsten und traf am 25. April in Erfurt ein, wo er die Aufstellung feiner Truppen vollendete. Daß man Napoleon Zeit gelassen hatte, so nahe heranzukommen, daran war die Zögerung Kutusows Schuld, der mit den Russen erst am 24. April von Kalisch her an der Elbe anlangte, so daß die Corps von Bülow und Wittgenstein drei Wochen lang am Vorrücken aufgehalten waren. Inzwischen wurde das so lange von den Franzosen hart bedrückte Hamburg nach dem Abzug der letzteren durch den Kosakenoberst Tettenborn besetzt, Lübeck errang wieder seine Unabhängigkeit, und durch die glückliche Besitznahme der ganzen Niederelbe wurde der Mut der Nation gehoben. Da im Norbtuesten Deutschland die Russen mit zu, geringen Streitkräften stauben, so wollte der Vicekönig Eugen von Magbeburg aus einen Angriff
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