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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 541

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 54. § 313. Luxemburger Frage. Reformen in Österreich. 541 reiturigen hiezu, berief die Bevollmächtigten aller nördlich vom Main gelegenen Staaten auf den 17. Dezember 1866 zu einer Conferenz nach Berlin und legte ihnen den Entwurf einer Bundesverfassung zur Beratung vor. Nach Vollendung derselben wurde der am 12. Febr. gewählte norddeutsche Reichstag vom König von Preußen am 24. Februar mit einer staatsmännischen und patriotischen Rede eröffnet. Dieser Reichstag unterzog den von den Bevollmächtigten ihm vorgelegten Entwurf einer nochmaligen Beratung, welche sich bis zum 17. April hinauszog. Bundesregierungen und Reichstag waren nun über die Bestimmungen der Verfassung einig, und der König von Preußen erteilte ihr an diesem Tage im Namen sämtlicher 22 Bundesstaaten die Sanction. Er konnte mit Stolz sagen: „Die Zeit ist herbeigekommen, wo unser deutsches Vaterland durch seine Gesamtkraft seinen Frieden, seine Macht und seine Würde zu vertreten im Stande ist." Denn dieser norddeutsche Bund umfaßte 7540 Quadratmeilen mit nahezu 30 Millionen Einwohnern, und dem König von Preußen wurde der Oberbefehl über die ganze, nach gemeinschaftlichem Plan organisirte norddeutsche Wehrkraft und die diplomatische Vertretung des Bundes im Ausland übertragen. Graf Bismarck wurde zum Bundeskanzler ernannt. Auch die süddeutschen Staaten, von welchen Hessen am 17. März eine Mititärconvention mit Preußen abgeschlossen hatte, führten die preußische Wehrverfaffung ein, um, wenn Deutschlands Grenzen bedroht sein sollten, ihren Allianzverpflichtungen nachzukommen und ihre Streitmacht als würdiges Glied in den großen deutschen Heereskörper einzufügen. Die Verbindung von Nord- und Süddeutschland wurde durch Abschluß des neuen Zollvertrags vom 8. Juli und durch das daraus hervorgehende Zollparla-ment (s. S. 546) eine noch innigere. Schon im Frühjahr 1867 schien es, als ob dieses neu construirte Deutschland seine Feuerprobe bestehen sollte. Der König von Holland wünschte das Großherzogtum Luxemburg, das dem früheren deutschen Bunde angehört hatte, dem norddeutschen Buude nicht eingefügt zu sehen. So lange es zu Holland gehörte, wünschte auch Preußen dies nicht, wollte aber das durch die Verträge von 1815 und 1816 ihm zugesprochene Besatzungsrecht nicht aufgeben. Als es nun hörte, daß Kaiser Napoleon damit umgehe, die Provinz Luxemburg samt der Festung dem holländischen König abzukaufen, protestirte es aufs entschiedenste dagegen. Frankreich stand von seinem Vorhaben ab, verlangte aber den Abzug der preußischen Besatzung aus der Festung. Um einem Kriege vorzubeugen, vereinigten sich die Großmächte, welche bei dem Vertrag vom 19. April 1839 die Garantie für das Großherzogtum übernommen hatten, nebst Belgien und Italien am 7. Mai zu der Conferenz von London. Schon am 11. Mai konnte der neue Vertrag unterzeichnet werden, wonach Luxemburg bei Holland zu bleiben hat, einen neutralen Staat bildet, seine Neutralität von den Unterzeichnern des Vertrags garantirt ist, die Festung von den preußischen Truppen geräumt und von dem König von Holland geschleift wird. Damit war die fast tausendjährige Verbindung Luxemburgs mit Deutschland gelöst, aber als Mitglied des Zollvereins blieb es mit dem Mutterlande noch verbunden. Auch in Österreich, welches noch 331/2 Millionen Einwohner hat, fand eine Veränderung der politischen Verhältnisse statt. Dort übernahm der
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