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1. Deutsche Geschichte - S. 121

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
56. Ludwig Xiv. von Frankreich (1643—1715). 121 genannte Rennionskammern (r^unir = wieder vereinigen) ein; das waren Gerichtshöfe, die untersuchen mnßten, was alles schon einmal zu denjenigen Städten und Landschaften gehört hatte, die Frankreich im Westfälischen Frieden oder-später von Deutschland erbeutet hatte. So fand man z. B., daß Weißenburg vor vielen hundert Jahren zum Elsaß, und daß Germersheim schon einmal zu Weißenburg gehört habe; sofort nahm Ludwig-beide Städte weg. Mitten im Frieden überfiel er die alte deutsche Stadt Straßburg und schlug sie, alles Völkerrecht mit Füßen tretend, zu Frankreich (1681). Erst 1870 hat Deutschland die Schmach ausgewetzt und die wichtigste deutsche Grenzfeste zurückerobert. 3. Bedrückung der Hugenotten. Ludwigs Großvater Heinrich Iv. hatte 1598 das Edikt von Nantes gegeben, durch das die Hugenotten freie Religionsübung erhielten. Nun stellte aber Ludwigs Beichtvater, ein Jesuit, ihm vor, daß er große Gnade bei Gott erlangen werde, wenn er die Ketzer wieder zum katholischen Glauben zurückführe. Dasselbe sagte auch die Frau von Maintenon, mit der der König heimlich vermählt war. Da hob Ludwig das Edikt von Nantes auf (1685). Die protestantischen Prediger wurden verjagt oder hingerichtet, die Kirchen geschlossen oder niedergerissen, unzählige Kinder ihren Eltern weggenommen, um sie katholisch zu erziehen. Allen Standhaften legtemandragoner inshaus, die ihr Hab und Gut .verzehrten und Mann und Weib aufs schändlichste mißhandelten. Viele Hugenotten fielen in dieser schrecklichen Verfolgung von ihrem Glauben ab; manche kamen entweder um oder gelangten trotz aller Wachen über die Grenze, denn auch das Auswandern war verboten. Nach Brandenburg allein kamen 20000 solcher Flüchtlinge (R6sugi6s). 4. Verwüstung der Pfalz (1689). Auch nach der schönen Pfalz streckte Ludwig Xiv. seine Hand aus. Der Kurfürst dieses Landes war gestorben; seine Tochter, Elisabeth Charlotte, gewöhnlich 2 i s e I o 11 e*} genannt, war an einen Bruder Ludwigs Xiv. verheiratet, und deshalb verlangte Ludwig Xiv., obgleich Liselotte bei ihrer Verheiratung aus alle Erbansprüche verzichtet hatte, nun einen Teil der Pfalz für Frankreich. Als er abersah,daß er die Pfalz nicht würde behaupten können, gab er seinen Generälen Befehl, das arme Land mit Feuer und Schwert zu verheeren; und das taten biefe mit einer so hunnischen Grausamkeit, daß die gesegnete Pfalz in eine Wüste verwandelt wurde. Weit und breit flammten die schönen Städte (z. B. Worms, Mannheim, Speier) und Dörfer auf und sanken in Asche; auch Heidelberg mit seinem prachtvollen Schloß, das heute Deutschlands schönste Ruine ist, siel der Zerstörung zum Opfer. Die Verwüstung war so gründ- *) Liselotte bietet ant verkommenen französischen Hofe das erfreuliche Bild einer wackern, echt deutschen Frau. Selbst Ludwig Xiv. schätzte sie, obgleich sie ihm freimütig mit psälzer Humor sagte, wie sie über die Zustände an feinem Hofe dachte. In ihren zahlreichen noch erhaltenen, zum Teil recht launigen Briefen an ihre Verwandten in Deutschland gibt sie überaus lebendige Schilderungen von der Umgebung des Sonnenkönigs.
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