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1. Altertum - S. 51

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 51 — solchen Verteidigung sterben, als nach einer von jener Art leben. Denn weder vor Gericht noch im Kriege ziemt es mir oder irgend jemandem, .barauf zu sinnen, wie man nur auf jebe Art bcnt Tode entgehen möge. Viele Rettungsmittel gibt es in jeglicher Gefahr, um dem Tode zu entgehen, wenn einer sich nicht scheut, alles zu tun und alles zu reden. Rein, nicht dies ist schwer, ihr Athener, dem Tode zu entgehen, wohl aber weit schwerer, der Gerechtigkeit! Denn schneller als der Tod läuft diese. Auch jetzt bin ich beshalb als ein langsamer Greis von bent noch langsameren Tod gefangen worben, meine Ankläger aber, gewanbt und schnell, wie sie sinb, von der Bosheit. Und so gehe ich nun jetzt von euch mit der (Strafe des Tobes belegt; biefe aber sinb von der Wahrheit schulbig gesprochen der Unwürbigkeit und Ungerechtigkeit. Und ich beruhige mich bei dem Erkenntnis, wie biefe auch. Nun, es sollte vielleicht sein, und ich glaube, daß es so gut ist. Ihr aber, Richter, müßt bies eine für wahr annehmen, daß es für .den guten Mann kein Übel gibt, Weber im Leben noch im Tode, noch daß je feine Angelegenheiten von den Göttern vernachlässigt werben. Auch -bic ineinigett haben jetzt nicht von ungefähr biefen Ausgang genommen: sonbern mir ist beutiich, daß sterben und aller Mühen entlebigt werben jetzt schon für mich ant besten war. Um eines nur noch bitte ich. An meinen Söhnen, wenn sie erwachsen sinb, nehmt eure Rache und quält sie eben so wie ich euch gequält habe, wenn euch büitft, daß sie sich uni Reichtum ober um sonst irgenb etwas eher bemühen als um die Tugenb. Und blinken sie sich etwas zu sein, sinb aber nichts — so verweiset es ihnen wie ich euch, daß sie nicht sorgen, wofür sie sollten, und sich einlulben etwas zu fein, währeub sie boch nichts wert sinb. Und wenn ihr das tut, so werbe ich Recht von euch erfahren haben, ich selbst und meine Söhne. — Jeboch es ist Zeit, daß wir gehn: ich, um zu sterben, ihr, um weiter zu leben. Wer aber von uns zum Vortrefflicheren hingehe, das ist allen verborgen außer dem Gotte. 37^ Der Tod des Sokrates, 399 v. Chr. Aus Plato s Phädou, Kap. 65 u. 66. Nach F. Schleiermacher (gekürzt). — Nachbem man seine Kinder zu ihm gebracht, — er hatte nämlich zwei kleine Knaben und einen größeren Sohn — und die ihm be- sreunbeteu Frauen gekommen waren, sprach er mit ihnen in Kritons Beisein, und nachbem er ihnen aufgetragen, was er wollte, hieß er die Weiber und Kinder wteber gehen; er aber kam zu uns. Es war schon nahe dem Untergange der Sonne, bettn er war lange brintten geblieben. — Und als er aus dem Babe gekommen, fetzte er sich und hatte noch viel gesprochen. Da kam der Diener der Elfmänner') und sagte: „Sokrates, •über bich werbe ich mich nicht zu beklagen haben wie über anbere, daß sie mir böse sinb und mir fluchen, wenn ich ihnen ansage, das Gift zu 1) Vgl. oben S. 16, 6. 4*
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