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1. Altertum - S. 78

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 78 — am folgenden Tage in das offene Collinifche Tor und rückten bis auf das Forum vor, wo sie ihre Blicke rund umher auf die Tempel der Götter und auf die Burg warfen, die allein ein kriegerisches Aussehen hatte. Von hier verteilten sie sich mit Hinterlassung einer mäßigen Schar, um nicht nt ihrer Zerstreuung von der Burg aus oder vom Kapitol überfallen zu werden, durch die menschenleeren Straßen zum Plündern, stürzten teils scharenweise in jedes nächste Hans, teils rannten sie zu den entfernteren, als ob nur diese noch unbesucht und mit Beute angefüllt wären. Non hier kehrten sie wieder, selbst durch die Einöde zurückgeschreckt, um nicht bei ihren Streifereien auf einen feindlichen Hinterhalt zu stoßen, in gedrängten Haufen aus das Forum und in dessen Nähe zurück; und hier, wo sie die Bürgerhäuser verriegelt, die Vorhöfe der Vornehmen aber offen sahen, fanden sie es fast bedenklicher, sich in die offenen, als in die verschlossenen zu wagen. Nicht ohne Ehrfurcht betrachteten sie nun die in den Vorhöfen sitzenden Greise, denen bei ihrem Schmucke und Anstande, welcher sie über Menschen erhob, selbst die Hoheit, die aus ihren Zügen und dem Ernste des Antlitzes sprach, ein Aussehen von Göttern gab. Indem sie so, zu ihnen wie zu Standbildern emporblickend, dastanden, brachte einer derselben, wie man sagt, Marcus Papirius, einen Gallier, der ihn am Bart zupfte, — denn damals trugen alle lange Bärte — dadurch in Wut, daß er ihn mit seinem elfenbeinernen Stabe auf den Kopf schlug, und indem das Gemetzel mit ihm den Ansang machte, wurden auch die übrigen auf ihren Stühlen erschlagen. Nach der Ermordung der Vornehmen wurde kein Mensch weiter geschont; die Häuser wurden geplündert, und, wettn sie leer waren, angezündet. — Tie Römer, welche von der Burg herab die Stadt voller Feinde sahen, die aus allen Straßen zerstreut umher liefen, konnten nicht allein, weil sich bald in dieser, bald in jener Gegend ein neues Unglück erhob, zu keiner Besinnung kommen, sondern sie trauten sogar ihren eigenen Augen und Ohren nicht mehr. Woher das Geheul der Feinde, das Geschrei der Weiber und Kinder, das Prasseln des Feuers und das Krachen stürzender Häuser kam, dahin richteten sie, nach jedem hinstarrend, ihre Blicke, als hätte sie das Schicksal hingestellt, um bei dem Untergange ihrer Vaterstadt Zuschauer zu sein und von allem ihrem Eigentums weiter nichts verteidigen zu können als ihre eigene Person. Der so grauenvoll hingebrachte Tag wich einer nicht ruhigeren Nacht, auf die Nacht folgte ein unruhiger Tag, und es gab keinen Augenblick mehr, der von dem Anblicke eines immer neuen Unglückes frei blieb. — Zu Veji wurde indessen [von dem dorthin geflüchteten Volke] beschlossen, aus Ardea den [verbannten] Camillus herbeizuholen, zuvor aber den Senat von Rom hierüber zu befragen. Ein unternehmender Jüngling, Pontius Cominius, erbot sich als Boten, schwamm den Tiber hinab zur Stadt und stieg an dem steilen, von der feindlichen Wache nicht beachteten Felsen zum Kapitol hinan. Nachdem er hier den Senatsbeschluß empfangen hatte, gelangte er auf demselben Wege wieder hinab nach Veji. Die Gallier, welche entweder da, wo der Bote hinausgekommen war, eine Menschenspur entdeckten oder auch ohnedies bemerkt hatten, daß bei
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