Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Altertum - S. 131

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 131 — Erbitterung, Judenhaß und die allgemeine Kampfeswut erwiesen sich stärker; im Dunkel hatte einer der Soldaten Feuer unter die Türangeln gelegt, und da jetzt auch von innen plötzlich die Flamme hervorschoß, zogen sich die Offiziere mit dem Caesar zurück, und der Tempel ging gegen den Willen des Titus in Flammen auf. 2. D as Ende. Während nun der Tempel brannte, raubten die Soldaten, was ihnen unter die Hände kam, und hieben die Juden, die sie antrafen, zu Hunderten nieder. Kein Erbarmen hatten sie mit dem Alter, keine Achtung vor der Würde. Kinder und Greise, Laien und Priester ohne Unterschied erlagen dem Schwerte des Feindes, und unter den Angehörigen aller Volksklassen wütete die Kriegsfurie, ganz gleich, ob die Leute um Gnade flehten oder sich zur Wehr setzten. Mit dem Prasseln der allenthalben hervorbrechenden Flammen mischte sich das Stöhnen der zu Boden Geschmetterten. Wenn man die Höhe des Hügels und die Größe des brennenden Riesenbaues in betracht zog, hätte man glauben können, die ganze Stadt stehe in Flammen; grausiger aber und gellender läßt sich nichts denken als das Geschrei, das über dem Ganzen tobte. Denn während die römischen Legionen, die in geschlossenem Zuge vordrangen, ihre Jubelrufe anstimmten, erscholl gleichzeitig das Geheul der vom Feuer und Schwert Umringten, und mit dem Geschrei dieser auf dem Hügel verband sich dann weiter das der Volksmenge in der Stadt, wo viele der Unglücklichen, denen der Hunger schon das Mark ausgepreßt und den Mund verschlossen hatte, beim Anblick des Tempelbrandes den Rest ihrer Kräfte zu einem kläglichen Gewimmer zusammenrafften: und zu alledem der Wiederhall von Peraea und den umliegenden Bergen, der das Getöse noch entsetzlicher machte. Fürchterlicher jedoch als das ganze Kampf-gewühl war das wirkliche Schicksal der Besiegten. Der Tempelberg schien von Grund aus zu glühen, da er rings in Feuer gehüllt war; aber noch voller als die Flammenbäche schienen die Blutströme zu fließen, und fast zahlreicher als die Mörder waren die Gemordeten. Nirgends sah man mehr vor Leichen den Boden; über ganze Berge von Toten stürmten die Soldaten den Fliehenden nach. Da nun die Römer der Ansicht waren, daß nach der Einäscherung des Tempels die Schonung der umliegenden Gebäulichkeiten keinen Sinn mehr habe, steckten sie alles übrige vollends in Brand, nämlich die Reste der Hallen und die sämtlichen Tore mit Ausnahme von zweien, des östlichen und des südlichen, die sie indes später gleichfalls zerstörten. Hierauf verbrannten sie auch die Schatzkammern, in denen ungeheure Summen baren Geldes, große Mengen Kleiderstoffe und andere Kostbarkeiten, mit einem Wort, die gesamten Schätze der Juden aufgehäuft waren, da die Reichen dort ihr Vermögen untergebracht hatten. Alsdann ging es an die noch unversehrte Halle des äußeren Tempelhofes, in welche sich Weiber, Kinder und ein zahlreicher gemischter Volkshaufe, etwa sechstausend Kopse stark, geflüchtet hatten. Bevor jedoch der Caesar inbetresf dieser Leute sich schlüssig machte oder die Offiziere einen Befehl dazu erteilten, zündeten die Soldaten in ihrer Wut die Halle an, worauf die einen mitten in den Flammen umkamen, die andern, indem sie sich 9*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer