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1. Der biographische Unterricht - S. 19

1874 - Berlin : Gaertner
— 19 — und Gerechtigkeit und ein lebendiger Glaube an eine Gottheit, die das Gute belohne und das Böse bestrafe. Die andern Lehrer feindeten ihn deshalb an. Er machte es aber klug. Nicht durch lange Reden trat er gegen sie auf, sondern er suchte sie in sein Gespräch zu ziehen. ' Dann legte er ihnen Fragen vor und brachte sie dadurch, dass er das Falsche ihrer Antworten nachwies, so in Verlegenheit, dass sie ihm zuletzt Recht geben mussten. Ganz aus dieselbe Weise verfuhr Sokrates mit seinen Schülern, die sich in großer Anzahl um ihn versammelten. Er ging mit ihnen spazieren und führte sie durch Fragen und Antworten auf die tiefsten Wahrheiten. §. 15. Der Tod des Sokrates. So hatte Sokrates ein Alter von siebzig Jahren erreicht und war von den meisten Athenern sehr geehrt. Allein feine Feinde ruhten nicht, und da bekanntlich die Griechen mehrere Götter hatten und Sokrates häufig sprach, als ob es nur einen Gott gebe, so klagten sie ihn vor Gericht an. Sie sagten: „Sokrates läugnet die Götter und verdirbt die Jugend; deshalb verdient er den Tod." Es war nun Sitte, dass die Angeklagten sich durch eine Rede vertheidigten oder vertheidigen ließen. Sokrates hielt selbst seine Vertheidigungsrede. Er sagte unter andern: „Niemand weiß, was der Tod ist, und ob er nicht für den Menschen das größte unter allen Gütern ist. Würdet ihr, Athener, mich nicht zum Tode verurtheilen, so würde ich sagen: ich bin zwar euer Freund, gehorchen aber werde ich dem Gotte mehr als euch, und so lange ich noch athme und es vermag, werde ich nicht aufhören, nach Weisheit zu suchen, und treffe ich einen von euch, so werde ich sagen: Wie, bester Mann, schämst du dich nicht, dass du dafür sorgest, Geld und Ruhm und Ehre zu erlangen, für Einsicht und Wahrheit aber nicht zu sorgen? So werde ich mit Jungen und Alten, wie ich sie eben treffe, verfahren, denn so befiehlt es der Gott." Nachdem Sokrates so gesprochen, fühlten sich die Richter beleidigt und verurtheilteu ihn, den Giftbecher zu trinken. Sokrates wurde in den Sterker geführt, und als einer seiner Schüler im tiefsten Schmerze ausrief: „Nein, so unschuldig sterben zu müssen!" sagte Sokrates lächelnd: „Möchtest du etwa lieber, dass ich schuldig stürbe?" Ein Freund brachte Sokrates Geld und forderte ihn auf, zu fliehen. Sokrates wies dies aber zurück, weil er den Gesetzen nicht ungehorsam fein wollte. Man brachte den Schierlingsbecher. „Wie muss ich's machen? fragte Sokrates. „Du musst trinken und umhergehen, bis die Füße schwer werden, und dann dich niederlegen," erhielt er zur Antwort. Sokrates trank den Becher aus. Seine um ihn stehenden Schüler weinten bitterlich. Als das Gift stark zu wirken anfing, legte sich Sokrates nieder und sagte zu einem seiner Schüler: „Wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig, opfert ihn ja und versäumt es nicht." Dies waren die letzten Worte des weisesten und besten Mannes. Es lässt sich leicht denken, dass mit dem Tode dieses Weisen nicht auch seine Lehren starben. Vielmehr suchten seine Schüler, ganz besonders Plato, den Samen der Weisheit und Tugend weiter zu verbreiten. Alcilnades (Alkibiades). §• 16. Der peloponnestsche Krieg. Es ist schon oben gesagt worden, dass die griechischen Staaten nicht selten unter sich uneinig waren. Ursachen zur Uneinigkeit gab es so manche. Athen und Sparta entzweiten sich gewöhnlich aus Eifersucht. Wenn der eine Staat glückliche Eroberungen machte und dadurch fein Besitzthum erweiterte, so war der andere darüber neidisch. Dieser Neid brach ungefähr vierzig Jahre nach den Kämpfen mit den Perfern in einen heftigen 2*
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