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1. Der biographische Unterricht - S. 39

1874 - Berlin : Gaertner
— 39 — Pfleger der Gerechtigkeit, voll kluger Rathschläge, von ausnehmender Frömmigkeit, durch eigene Kraft mächtig, von Gott, wie wir feft glauben, geliebt, leutselig, rüstig und im Kriege glücklich." Vi. Italien. Papst Gregor Vii. §. 48. Das Papstthum vor Gregor. Wir haben schon oben erzählt, dass bte Päpste in Rom, weil sie sehr gebildete Männer waren und sich Stellvertreter Christi nannten, nicht selten die Rathgeber der Könige und Fürsten sein mussten. Dadurch entstand in ihnen der Gedanke, sich allmählich ganz und gar unabhängig zu machen. Das gelang ihnen auch. Sie waren aber damit nicht zufrieden, sondern wollten noch höher steigen als die weltlichen Fürsten; sie wollten herrschen über die ganze Welt; Könige und Kaiser sollten ihnen Unterthan sein. Um ihren Zweck zu erreichen, gingen sie langsam und vorsichtig zuwerke. _ Sie sagten nämlich, in den Schriften ihrer ältesten Bischöfe stehe geschrieben, dass die Päpste über alle Welt richten dürften, und dass Christus das so angeorbnet habe. Solche Schriften der ältesten Bischöfe gab es aber gar nicht, sonbern bte Päpste selbst hatten sie verfasst. Allein das abergläubische und in religiösem Wahne befangene Volk glaubte so etwas. Es geschah sogar, bass bte Päpste für heilige Personen angesehen wurden. Nun gab es wohl Päpste, bte sich durch Reinheit der Sitten und Frömmigkeit sehr auszeichneten. Wenn diese einmal über einen schlechten weltlichen Fürsten richteten, so galt ihr Urtheil für wahr, und das Volk siel von einem solchen Landesherrn ab. Darum suchten sich die Fürsten gern die Päpste zu ihren Freunden zu machen. Es gab aber auch Päpste, die schamlos, ausfchweifenb und schwach waren. Das benutzten dann wieber bte Fürsten und setzten sie ab. Allein bte Masse des Volkes, welche von dem unheiligen Leben der Päpste gewöhnlich nichts erfuhr, hielt nun einmal das Papstthum für heilig. So würde die Macht der Päpste immer größer, und es war leicht vorauszusehen, bass ein Papst, mit Kraft und Talent ausgerüstet, vollkommene Herrschaft über die weltlichen Fürsten gewinnen würde. Der Papst, dem bies zuerst gelang, war Gregor Vii. §. 49. Gregors Kirchenregiment. Gregor Vii. war ein Italiener, bessen Herkunft ungewiss ist. Ehe er Papst war, hieß er Hilbebranb und lebte als Mönch in dem Kloster Clugny. Dann würde er Priester in Rom und gewann durch Reinheit und besonders durch Strenge der Sitten einen solchen Einfluss auf die römische Geistlichkeit, dass man ihm die wichtigsten Geschäfte übertrug. Fünf Päpste wurden auf feinen Rath erwählt, und er war es eigentlich, der roährenb dieser Zeit die Kirche regierte. Als er nun selbst Papst würde, nannte er sich Gregor Vii. (1073). Er wusste wohl, wie bamals die Kirche beschaffen war, und was er zu thun habe, wenn die Kirche des größten Anfehns genießen solle. „Die Kirche" — sagte er — „ist jetzt sünblich, weil sie nicht frei ist; sie muss frei werben und dieses durch ihr Haupt, durch den Ersten der Christenheit, durch die Sonne des Glaubens, durch den Papst. Die Welt wirb gelenkt durch zwei Lichter, durch die Sonne, das größere, und den Monb, das kleinere. Die Gewalt der Apostel ist wie die Sonne, die Macht der Könige wie der Monb. Wie der Monb nur leuchtet durch die Sonne, so finb Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst. Also ist die Macht des Papstes weit größer als die Macht der Throne, und der König ist dem Papste Unterthan und Gehorsam schuldig." Von dieser Ansicht würde Gregor geleitet, als er den päpstlichen Stuhl bestieg und an
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